Der Korkenzieher: Schlüssel zum Glück

Der Weinfreund auf Reisen. Eigentlich ein Sakrileg, guten Bordeaux durcheinanderzurütteln und dann gleich zu konsumieren. Der Weinfreund atmet auf: Das gute Sommelier-Glas hat den Koffertransport überstanden. Der Abend ist gerettet. Dann werden die Handbewegungen des Weinfreundes fahriger. Der Inhalt seines Koffers wird erst langsam, dann zunehmend schneller wie in einer Wäscheschleuder durchwühlt. Zuletzt halten die Hände resigniert still: Der Korkenzieher ist zu Hause geblieben!

Natürlich gibt es Möglichkeiten, Weinflaschen ohne Korkenzieher zu öffnen. Aber das sind mühselige, ja verabscheuenswürdige Wege zum Glück. Jedenfalls für einen Weinfreund. Diesen Methoden haftet etwas Stilloses und Alkoholikerhaftes an. Korken reindrücken verdirbt die Laune, den Geschmack und manchmal auch das Oberhemd. Die Handwerker-Methode – Schraube reindrehen, mit der Zange packen und ziehen – verbietet sich schon aus Werkzeugmangel. Sehr populär, geradezu ein Partygag: Flasche am Boden fassen und gegen die Wand schlagen. Das sind die Wege der Vandalen. Der Weinfreund fährt ins Einkaufszentrum und kauft sich einen Korkenzieher.

Schraubverschluss versus Naturkorken

Immer mehr Weinflaschen werden heute mit Schraubverschlüssen ausgeliefert. Die Fachwelt ist sich einig, dass die Lagerung von Weinen in diesen Flaschen durchaus passabel ist. Dennoch werden die wirklich guten Tropfen immer noch naturverkorkt. Korkenziehen gehört zum Zeremoniell wie das Anschneiden einer guten Zigarre. Der Korken wird mit einem hübschen Plopp elegant gezogen. Besonders theatralische Connaisseurs schnüffeln sodann am Korken und geben erste Fachbewertungen ab. Jetzt wird der Wein dekantiert, oder er bleibt in der Flasche zum Atmen. Über vieles wird in der Weinfachwelt gestritten. Auch über das richtige Instrument, um einen Korken aus der Flasche zu bringen.

Der Pomelkophile

Korkenzieher haben eine lange Zeitreise hinter sich. Mit der Verbreitung von Korkverschlüssen im 17. Jahrhundert musste ein Instrument entwickelt werden, das die Korken ohne Brachialkraft und Materialzerstörung aus den Flaschenhälsen holte. Im Laufe der Zeit wurden erfindungsreiche Varianten entwickelt; und der Korkenzieher selbst wurde zum Objekt volkstümlicher Kunst und Designs. Korkenzieher geben Auskunft über die Alltagskultur einzelner Regionen. Als Pomelkophilie ist das Zusammentragen von Korkenziehern ein Teilgebiet der menschlichen Sammelleidenschaften.

Der T-Korkenzieher

Der einfachste Korkenzieher ist der T-Korkenzieher, so genannt wegen seiner Ähnlichkeit mit dem lateinischen Buchstaben. Er besteht aus einem mehr oder weniger ergonomischen Metall-/Holzgriff und einer Wendel, die in den Korken gedreht wird. Der Vorteil dieses ubiquitären Geräts: Es kostet nicht viel, und sein Funktionsprinzip begreift jeder. Der Nachteil: Manchmal ist der Kopf seines Benutzers so rot wie der Wein, den er öffnen will. Korken können ziemlich fest sitzen.

Der Tischkorkenzieher

Sind Sie Grosskonsument? Geben Sie regelmässig grössere Gesellschaften? Dann ist ein Tischkorkenzieher das Richtige für Sie. So ein Gerät sieht man manchmal in Gaststätten. Es ist mit einer Zwinge am Tisch verbunden. Die Flasche wird von unten angelegt. Mit einem langen Hebel wird die Spindel in den Korken gebohrt. Beim Zurücklegen des Hebels ist der Korken aus der Flasche. Keine Kraftanstrengung, schnelle Arbeitsweise. Zu schnell: So viel können Sie gar nicht trinken.


Der Flügelkorkenzieher. (Bild: stevemart / Shutterstock.com)
Der Flügelkorkenzieher. (Bild: stevemart / Shutterstock.com)


Der Flügelkorkenzieher

Der Flügelkorkenzieher besitzt einen Ring, auch Glocke genannt, eine Spindel und zwei Hebel. Sie setzen den Ring auf den Flaschenhals. Dann drehen Sie so lange am Griff (der oft die Form eines Kronkorkenöffners hat), bis die Spindel im Korken verschwunden ist und der Ring fest auf dem Flaschenhals sitzt. Während dieser Bewegungen heben sich die Flügel nach oben. Drücken Sie sie nach unten, und der Korken gleitet leichtgängig, Hebelgesetzen sei Dank, aus der Flasche heraus.

Der Glockenkorkenzieher

Die Mechanismen von Korkenziehern sind eine Bastelstube des menschlichen Erfindungsgeistes. Der Glockenkorkenzieher ähnelt auf den ersten ungenauen Blick dem Flügelkorkenzieher. Beim zweiten Blick stellen wir fest, dass er keine Flügel besitzt. Sein Ring, also die Glocke, wird auf den Flaschenhals gesetzt, das kennen wir bereits. Jetzt drehen wir, auch bekannt, die Spindel in den Korken, bis die Glocke fest sitzt. Alles Geniale ist einfach: Eine Art Lochschelle umschliesst den Griff. Diese Schelle legen wir um und können den Griff am Gewinde des Korkenziehers gegenläufig herabdrehen: Der Korken wird aus der Flasche gelöst.

Der Federzungen-Korkenzieher

Kein Laie würde einen Federzungen-Korkenzieher für einen Korkenzieher halten. Ein Griff, der mit zwei schmalen Metallzungen verbunden ist. Was soll das? – Ganz einfach: Sie pfriemeln (so muss man es wohl nennen) diese Federstahlzungen links und rechts zwischen Hals und Korken in die Flasche. Mit wippenden Bewegungen holen Sie den Korken heraus. Der Vorteil: Der Korken bleibt unzerstört. Der Nachteil: das Gepfriemel.

Der Kellner-Korkenzieher

Kommen wir nun zum Gewinner des heutigen Abends. Der Hauptpreis geht in meinen Augen an den Klassiker unter den Weinflaschen-Öffnungsgeräten: das Kellnermesser. Ein Kellnermesser sieht gut aus und beinhaltet in kompakter Form alles, was der Weintrinker zu seinem Glück braucht. Zunächst muss die Kapsel abgeschnitten werden, um an den Korken zu gelangen. Glocken- und Flügelkorkenzieher benötigen ein zusätzliches Messer. Ins Kellnermesser ist es integriert.

Jetzt kommt die Hebelwirkung ins Spiel. Der Hebel befindet sich auf der anderen Seite des Instruments. Er wird am Rand des Flaschenhalses angesetzt. Vorher drehen Sie die Spindel ein. Und nun hebeln Sie den Korken aus der Flasche. Das geht gut und sieht gut aus. Sommelier-mässig. Ich selbst spiele mittlerweile in der Liga mit, die es schafft, den Korken nicht zu durchstechen. Korkbröselfreier Wein. Der Traum jedes Weintrinkers.

 

 

Oberstes Bild: © lenetstan – Shutterstock.com

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