Klassische Dielenböden restaurieren

Holzfussböden vermitteln jedem Zuhause ein warmes und natürliches Wohngefühl. Dabei stellt der Dielenboden die ursprünglichste Variante dar. Sie kann von geschickten Heimwerkern auch selbst verlegt werden. Dasselbe gilt für das Restaurieren älterer Dielenböden – mit ein paar Profitricks kommen ausgetretene und stumpfe Holzböden wieder in Form. 

Dielenböden bestehen aus langen, geraden und nebeneinander verlegten Brettern. Im Gegensatz zum Fischgrat- oder Würfelparkett hat das sogenannte Dielenparkett keine spezielle Musterung, die höchste Präzision erfordert. Daher können auch Hobbyhandwerker Dielenböden reparieren oder restaurieren.

Alter Dielenboden – welche Probleme treten auf?

Prinzipiell können Holzdielen viele Jahrhunderte überdauern – nicht nur die aus Eiche oder Buche, sondern auch Dielenböden aus Tanne, Kiefer, Fichte oder anderen sogenannten Schwachhölzern. Holz ist ein lebender Werkstoff, der darum auch sehr stilvoll altert. Mit den Generationen gewinnt er an Charakter und Ausdruckskraft, und auch seine Schönheit kann trotz verschiedener Verschleisserscheinungen durchaus noch zunehmen. Zu den häufigsten Problemen alter Dielenböden gehören:

  • raue, gesplitterte bzw. splitterige Holzoberfläche,
  • „ausgetretene“ (konkave) Dielen,
  • aufgequollene (konvexe) Dielen,
  • ungleichmässig abgenutzte oder ganz abhanden gekommene Versiegelung,
  • Farbreste,
  • herausstehende Nägel, Schrauben oder Krampen,
  • starke Geräuschentwicklung beim Begehen (Knarren, Knacken, Krachen, Quietschen etc.),
  • übermässige Bewegungen des Bodens beim Begehen (plötzliches Einsinken oder Durchsacken einer Diele, starkes Schwingen oder Wackeln),
  • Überbreite, unregelmässige oder unschöne Fugen,
  • Fusskälte und
  • alte Spuren von Holzwürmern o. Ä. 

Wie kann der Dielenboden bearbeitet werden?

Der erste Schritt ist immer, sich darüber einig zu werden, welche Probleme beseitigt werden sollen und welche als tolerierbar oder sogar liebenswert und erwünscht durchgehen und bleiben dürfen. Besteht Verletzungsgefahr durch herausstehende Nägel, Splitter, Risse oder Bruchkanten, sollte die Oberfläche zumindest an diesen Stellen behandelt werden. Dazu muss der Boden nicht komplett oder mit grösseren Maschinen abgeschliffen werden: Ein Schwing- oder Bandschleifer, ergänzt durch den guten, alten Schleifklotz und ein Sortiment Schleifpapier (Körnungen zwischen 60 und 240 für Grob- und Feinarbeiten) reichen völlig aus.

Nägel, die sich im Lauf der Zeit aus dem Holz herausgearbeitet haben, können entweder mit einem sogenannten Versenker oder Durchschlagstift wieder bis knapp unter die Holzoberfläche geschlagen oder, falls sie sehr locker sitzen, durch Schrauben ersetzt werden. Die Nägelköpfe dürfen jedoch nicht abgeschliffen oder abgezwickt werden, da die Diele dadurch den Halt noch weiter verliert. Wenn sich das Holz am Eisen entlang bewegen kann, entstehen dadurch oft starke und gespenstische Kreisch-, Ächz- und Quietschgeräusche.

Sollen ausgetretene oder gewölbte Dielen wieder eine einheitlich glatte und ebene Oberfläche bekommen, ist das Abschleifen des gesamten Bodens angesagt. Hierzu kann sich jeder Heimwerker die entsprechenden Geräte kaufen. Die sind allerdings nicht billig, und weil diese Arbeit oft nur einmal ansteht, ist es günstiger und sinnvoller, sie samt Zubehör von einem Fachbetrieb oder im Fachhandel zu leihen.

Überbreite Fugen entstehen, wenn sich das Holz im Lauf der Jahre zusammenzieht. Sie stören vor allem dann, wenn sie Zugluft durchlassen oder sich alter Schmutz in ihnen festgesetzt hat. Zieht es stark durch den Boden, verringert das die Wohnqualität und erhöht dafür kräftig die Heizkosten. In diesem Fall ist es ratsam, im Zuge der Restaurierung eine Isolierung (Wärme- und Trittschalldämmung) unter den Boden zu legen.

Dazu müssen allerdings sämtliche Dielen herausgenommen und später wieder richtig verlegt werden, was viele Heimwerker an die Grenzen ihrer Motivation oder Möglichkeiten bringt. Wer es selbst erledigen will, sollte jedes Brett nummerieren und den Abbau auch mit Fotos dokumentieren. Später muss jede Diele wieder ihren Platz finden, sonst artet die Arbeit zu einem tagelangen Puzzlespiel aus.


Holz ist ein lebender Werkstoff, der darum auch sehr stilvoll altert. (Bild: © Peshkova – shutterstock.com)

Das professionelle Abschleifen

Erforderlich sind:

  • eine grosse Parkettschleifmaschine, am besten eine, die mit breiten Schleifbändern arbeitet,
  • ein kleineres Profigerät für die Ränder (üblicherweise mit Schleifscheibe) sowie
  • ein kleines Gerät für die Ecken (z. B. Schwingschleifer oder Deltaschleifer).

Wichtig: Vor dem Einsatz der schweren Maschine sollten alle Nägel entdeckt und gewissenhaft versenkt worden sein. Denn beim Glätten sehr unebener Böden kann die Dicke der abzutragenden Schicht an manchen Stellen einen Zentimeter oder mehr betragen – und es ist mehr als ärgerlich, wenn dabei immer wieder die Funken sprühen und ein weiterer Nagelkopf das Zeitliche segnet.

Fuss- und Sockelleisten abmontieren, Türen aushängen und Schwellen entweder entfernen, schützen oder separat behandeln.

Für den ersten Schleifgang eine grobe Körnung verwenden (60 oder 80) und quer zur Wuchsrichtung des Holzes arbeiten. So wird der Boden wieder eben. Die Profimaschinen sind mit einem Auffangsack für Sägemehl ausgestattet, der auch unbedingt verwendet werden sollte. Es entstehen Unmengen von Holzstaub, also Mundschutz bzw. Atemmaske und Schutzbrille nicht vergessen. Den zweiten Schleifgang mit einer feineren Körnung (80 oder 120) in Wuchsrichtung ausführen, ebenso den Feinschliff mit 120er- oder 240er-Körnung.

Saubere Arbeit an den Kanten

Die Ränder und Ecken des Bodens sind meist am wenigsten verschlissen. Hier muss also am wenigsten abgetragen werden. Vor allem bei der Arbeit mit Schleifscheiben wirken jedoch Kräfte, die das Abrutschen und Schlingern begünstigen und bei Laien oft zu unsauberer Arbeit führen. Immer im Rhythmus bleiben, unkontrollierte Bewegungen und Ablenkungen vermeiden und genug Zeit mitbringen, um nicht die Geduld zu verlieren.

Die Bandschleifmaschinen der Profis sind sehr schwer und haben viel Kraft, mit der sie den Benutzer regelrecht mit sich ziehen wollen. Beim Schleifen in kleinen, langsamen Schritten aufrecht vorwärtsgehen, das sich drehende Band erst in der Gehbewegung langsam absenken und ebenso wieder abheben, bevor die Maschine zum Wenden angehalten werden muss. Diese Technik während der ersten Querbahnen üben, um sie beim Schönheitsschliff zu beherrschen. Und immer Handschuhe tragen, sonst gibt es Blasen an den Händen vom Festhalten und Schwitzen.

Das Versiegeln

Um das Holz zu schützen und dem Boden optisch den letzten Schliff zu geben, kann die Oberfläche versiegelt werden. Neben Wachs und Holzölen, die aufgetragen bzw. aufgerieben werden, gibt es wasserlösliche und nicht wasserlösliche Holzsiegel zum Auftragen mit Rolle und Pinsel. Wasserlösliche Bodenlacke bilden nach dem Trocknen ebenfalls eine wasserfeste und hochstabile Schutzschicht, enthalten aber weniger schädliche Lösungsmittel.

Bodenlacke ziehen nach dem ersten Auftragen tief ins abgeschliffene Holz ein, woraufhin sich die Holzporen öffnen und die Dielen noch einmal richtig rau erscheinen. Aber nicht erschrecken: Diese „Holzhärchen“ lassen sich nach dem Trocken leicht von Hand oder mit dem Schwingschleifer mit feinem Schleifpapier entfernen. Meist ist nur dieser eine Zwischenschliff beim Versiegeln erforderlich. Danach einfach weitere Lackschichten auftragen und trocknen lassen, bis das Ergebnis perfekt ist.



Fazit: Auch alte Dielenböden mit kleinen Fehlern sind schön und haben Charakter. Mit Heimwerkerwissen und geliehenen Profigeräten lässt sich der klassische Holzboden leicht restaurieren und auch optisch wieder in Form bringen.

 

Oberstes Bild: © Kittichai – shutterstock.com

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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