Nachtlichter leuchten der Angst heim

Niemandes Fantasie ist stärker als die von Kindern. Und am stärksten ist die Kinderfantasie nachts. Sobald die Schatten der Dämmerung hereinkriechen, beginnt ein Kind, das in seinem Bettchen auf den Schlaf wartet, daraus Gestalten und Bedrohlichkeiten zu modellieren, die der Vorstellungskraft eines Francisco Goya würdig wären. Die uralte Angst des Menschen vor der Dunkelheit wird in jeder Kinderseele intensiv lebendig. Gegen die Angst hilft der Zuspruch der Eltern. Und ein Nachtlicht.

Die Vervielfältigung der Warenwelt hat auch das kleine Nachtlicht ergriffen. Der freundliche Helfer gegen die Angst war früher eine Lampe, die mit der Steckdose verbunden ein warmes Licht ausstrahlte. Heute gibt es keine Tier- und Fantasiegestalt, die noch nicht Nachtlichtform angenommen hätte. Zu dem stillen Licht haben sich zahlreiche Funktionen gesellt, die das Kind mit Lichteffekten oder Musik von der bedrohlichen Schattenwelt ablenken. So viel Mannigfaltigkeit macht einen kleinen Einkaufsführer notwendig.

Was ein Nachtlicht können soll

Licht ist für den Menschen Seelenglück. Wenn die dunkle Jahreszeit kommt, zünden die Erwachsenen Kerzen an und versuchen durch Lichterketten und eine kluge Lichtregie Quellen des Wohlbehagens zu schaffen. Auch im Kinderzimmer installieren sie Lampen in lustigen, kindgerechten Formen. Nachts aber können diese Lampen nicht brennen. Ein nächtliches Licht muss so wenig Strom wie möglich verbrauchen, darf nicht heiss werden und soll sich nicht aufdrängen. Es soll dem Kind ein verlässlicher, dezenter Begleiter in der Dunkelheit sein. Ein Freund, auf den es sich verlassen kann.

Nachtlichter und kein Ende

Manche Kinder brauchen kein Nachtlicht. Manche brauchen es erst später. Wenn ein Kind Stress hat, wenn Veränderungen anstehen wie der Umzug in eine neue Wohnung, in ein neues Kinderzimmer, reagieren Kinder besonders empfindlich auf Dinge, die ihnen Angst machen. Wenn Sie sich nun als Eltern im Fachhandel oder im Internet nach einem Nachtlicht umsehen, um die Dunkelheit weniger bedrohlich zu machen, werden Sie von einer Lawine von Artikeln überrollt. Was tun? Das Nachtlicht mit den meisten Funktionen nehmen, das eine Lichtshow bietet, Melodien spielt wie eine Musicbox und nebenbei die Mücken vertreibt? Oder ist weniger mehr?

Multitasking

Schauen wir uns zuerst die Alleskönner an, jene Geräte, die ein ganzes Arsenal an Beruhigungsmitteln auffahren, um die Angst vor der Nacht zu nehmen. Sie wechseln die Farben, trösten weinende Kinder mit entspannenden Lauten, zaubern ein ganzes Theater von Figuren und Landschaften an Zimmerwand und Decke, spielen unterschiedliche Melodien oder Naturgeräusche ab. Sie sind in Bären, Eulen und andere beliebte Tiere verpackt, leuchten auf Umarmung und ahmen den Herzschlag nach. Die High-End-Class vertreibt auch noch die sommerliche Plage des nächtlichen Kinderzimmers, die Mücke. Und zuletzt die wichtigste Frage: Braucht Ihr Kind das alles?

Laien und Experten

Verfolgt man die Meinungen von Käufern der multitaskingfähigen Nachtlichter, so ist festzustellen, dass die anfängliche Begeisterung über den Allround-Tröster oft in Ernüchterung umschlägt. Zum einen wird von technischen Anfälligkeiten berichtet (je grösser das Genie, desto anfälliger der Geist); zum anderen scheinen Kinder tatsächlich die Angst vor dem Schlaf zu vergessen – und den Schlaf selbst auch. Fasziniert von den projizierten Bildern, tollen Melodien, Bedienknöpfen und Sonderfunktionen machen sie mit ihrer kleinen Jukebox die Nacht zum Tag. Der nächste Schritt wäre, einen Fernseher ins Zimmer zu stellen.

Fachleute raten zu weniger

Ein Nachtlicht, sagen Erziehungsexperten, sei ein Notlicht. Es soll im Idealfall nicht gewohnheitsmässig von Abend- bis Morgendämmerung brennen, sondern wirklich nur zum Einsatz kommen, wenn das Kind durch Rituale und elterlichen Zuspruch nicht zu beruhigen ist. Es leuchtet ein, dass diese Fachleute von Geräten mit Grosseffekt abraten. Keine Multi-Animation – ein warmes, stilles Licht: Mehr braucht die Kinderseele nicht, um zur Ruhe zu kommen.


Gegen die Angst vor der Dunkelheit hilft ein einfaches Nachtlicht. (Bild: Semmick Photo / Shutterstock.com)
Gegen die Angst vor der Dunkelheit hilft ein einfaches Nachtlicht. (Bild: Semmick Photo / Shutterstock.com)


Kriterien guter Nachtlichter

Im Grunde darf ein Nachtlicht so aussehen, wie wir Erwachsenen es aus unserer eigenen Kindheit kennen. Meines wurde einfach in die Steckdose gesteckt, war etwas kleiner als ein halbierter Tennisball und leuchtete orangerot. Ich habe es sehr geliebt. Heute gibt es an Nachtlichtern ein paar sinnvolle Neuerungen. Die erste davon heisst LEDs: Die winzigen Leuchtdioden schreiten mit Riesenschritten in der modernen Wohnraumbeleuchtung voran und erobern unter anderem auch das Innere von Nachtlichtern. Die stillen Lampen, die unseren Kindern so viel Trost schenken, verbrauchen mit der neuen Leuchtmittel-Technologie 80 % weniger Strom!

Fassen Sie mal eine Glühlampe an. Danach brauchen Sie Verbrennungssalbe. LEDs dagegen werden kaum warm: ein beruhigendes Gefühl, wenn sie in einem nächtlich brennenden Kinderzimmerlicht eingebaut sind. Moderne Nachtlichter besitzen einen Sensor, der die Umgebungshelligkeit misst. Stecken Sie das Licht am Abend in die Steckdose, leuchtet es schwach. Mit abnehmender Helligkeit gewinnt es an Leuchtkraft. Wenn Sie dann nachts die Kinderzimmerlampe löschen, erreicht es sein Lichtmaximum. Und Maximum heisst: dezent, aber in warmen Lichtfarben. Es soll Nachtlichter geben, die das Kinderzimmer in das Flutlicht von Grossflughäfen tauchen.

Der grösste Trost sind die Eltern

Dank der kühlen LED-Technik kann ein einfaches, aber wirkungsvolles Nachtlicht viele Tausend Betriebsstunden am Bett des Kindes wachen. Die meisten Betriebsstunden aber sollen die Eltern erreichen. Und ihr Trost ist durch nichts zu ersetzen.

 

Oberstes Bild: © Benjamin Haas – Shutterstock.com

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