Wasser zum Kochen bringen: 8 Techniken und Geräte im Energievergleich

Das Kochen von Wasser ist eine alltägliche Handlung. Mit Kulinarik hat sie wenig zu tun, dafür umso mehr mit Energieeffizienz: Wer auf die richtige Methode setzt, schont die Umwelt und kann mit wenig Aufwand die Energiekosten seines Haushalts senken.

Der Vergleich verschiedener gängiger Methoden, Wasser zum Kochen zu bringen, bringt Ergebnisse, die für den sogenannten Normalverbraucher leicht nachvollziehbar sind. Trotzdem sorgen manche beim ersten Hören oder Leser doch für Überraschung.

Der Strompreis steigt auch im Jahr 2015 weiter an

Laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) werden Schweizer Haushalte auch in Zukunft mit steigenden Stromkosten rechnen müssen. Schon 2014 wurden die Preise leicht erhöht, und dieser Trend wird sich wohl noch eine ganze Weile fortsetzen, denn Energie in jeder Form ist zum kostbarsten Gut der Menschheit geworden.



Rund 21 Rp./kWh (Rappen pro Kilowattstunde) kostet der Strom im Schnitt zur Zeit, also rund 5 Prozent mehr als im letzten Jahr. Am teuersten ist die Kilowattstunde in den Kantonen Basel-Stadt, Uri und Jura, am günstigsten im Kanton Valais. Medienmitteilungen zu Folge verbraucht ein Haushalt pro Jahr durchschnittlich 4500 Kilowattstunden, das entspricht 931 CHF. Stromsparen ist also nach wie vor ein Thema, das jeden angeht – nicht nur aus Umweltgründen.



Wasser mit Strom zum Kochen bringen: Tauchsieder, Wasserkocher und Elektroherd

Der klassische Elektroherd mit Kochplatten ist, energietechnisch gesehen, die denkbar schlechteste Art, Wasser auf 100 °C zu bringen. Denn dabei müssen zuerst die Herdplatte und dann der Topf oder Wasserkessel erhitzt werden, bevor sich die elektrisch erzeugte Wärme auf das Wasser überträgt. Dazu kommt, dass die Herdplatte nicht einfach wieder kalt ist, wenn man sie nach dem Vorgang abschaltet: Je nach Bauart und Alter des Herdes strahlt sie noch bis zu 20 Minuten lang Restwärme ab – eine ziemliche Energieverschwendung, wenn nicht sofort der nächste Topf mit dem nächsten Kochprojekt auf die Platte gestellt wird.


Tauchsieder sind heute relativ selten geworden. (Bild: © fefufoto – fotolia.com)

Rund ein Drittel günstiger ist die Nutzung eines elektrischen Wasserkochers. Ideal sind Geräte, die sich sofort automatisch abschalten, sobald das Wasser kocht. Das spart Energie und erhöht ausserdem die Sicherheit, da sich das Gerät so nicht trockenkochen, überhitzen oder gar zu einem Brandherd werden kann. Mit einem Rechenexempel lässt sich zeigen, dass das Umsatteln vom E-Herd auf den elektrischen Wasserkocher die Stromrechnung um 7 bis 8 CHF im Jahr reduziert. Diese geringe Geldersparnis wird im Haushalt kaum zu spüren sein, doch auf ein ganzes Land hochgerechnet kann sie sich ganz schön summieren – und im Hinblick auf Umweltschutz und Klimaschonung lohnen sich ohnehin auch Kleinigkeiten.

Elektroherd versus Wasserkocher: Rechenbeispiel zum Energieverbrauch

Wer jeden Morgen und jeden Abend einen Liter Wasser auf dem Elektroherd zum Kochen bringt, benötigt dafür jedes Mal ungefähr 150 Wattstunden (entsprechend 0,3 kWh pro 2 Liter und Tag). Ein moderner elektrischer Wasserkocher kocht einen Liter Wasser mit rund 100 Wattstunden, schafft also dasselbe mit einem Verbrauch von 0,2 kWh pro Tag. Legt man nun den durchschnittlichen Strompreis von 21 Rp./kWh zugrunde, so ergibt sich die folgende Rechnung um täglich zwei Liter Wasser zum Kochen zu bringen.:

  • für den Elektroherd: 365 Tage x 0,3 kWh x 21 Rp. = 22,99 CHF pro Jahr
  • für den Wasserkocher: 365 Tage x 0,2 kWh x 21 Rp. = 15,33 CHF pro Jahr

Die Qualität des Wasserkochers ist natürlich entscheidend – Uraltgeräte oder solche mit verkalkten Heizspiralen brauchen mehr Strom. Am effizientesten funktionieren sogenannte Blitzwasserkocher, die das Wasser ohne Umwege erhitzen. In der Regel liegt ihre Leistung zwischen 1500 und 2000 Watt, wobei Billiggeräte für 10 CHF ebenso sparsam arbeiten wie teure Kocher für 100 CHF oder mehr. Der Preisunterschied sagt allenfalls etwas über Design, Materialverarbeitung oder Lebensdauer des Wasserkochers aus – und um zu errechnen, wie diese Faktoren die Energieeffizienz eines Elektrogeräts beeinflussen, wären weit kompliziertere Rechnungen erforderlich.

Wasser kochen mit Induktionsherd oder Ceranherd

Gegenüber herkömmlichen gusseisernen Kochplatten brauchen Induktionskochplatten beim Kochen kleiner Wassermengen ca. ein Drittel weniger Strom – je grösser die Menge, desto geringer ist die Einsparung. Das Glaskeramikfeld des Induktionsherds bleibt kalt, die Wärme wird durch magnetische Felder erst im Innern des Topf- oder Kesselbodens erzeugt. Darum funktionieren Induktionsherde auch nur mit magnetischem Kochgeschirr.

Auch Glaskeramik-Kochplatten (Ceran-Kochplatten bzw. -felder) sind sparsamer als konventionelle Eisenplatten. Als Heizelement nutzen sie entweder Halogenstrahler oder Infrarot-Heizspiralen. Da kaum Wärme unnötig abfliesst, spart die Ceranplatte beim Wasserkochen rund ein Fünftel an Strom gegenüber dem klassischen E-Herd.


Wasser kochen mit Induktionsherd. (Bild: © ffolas – shutterstock.com)

Der Tauchsieder ist besser als sein Ruf

Tauchsieder sind heute relativ selten geworden. Die frühen Modelle gerieten vor allem wegen ihrer Sicherheitsrisiken in Verruf – sie besassen in der Regel keinen Schutzleiter, und oft waren die Leitungen schlecht isoliert oder die Isolierungen brüchig geworden. Doch die kleinen Warmwasserbereiter sind sparsamer als Wasserkessel und sogar Wasserkocher, wenn es um das Erhitzen einer kleinen Wassermenge geht.

Tauchsieder erhitzen das Wasser direkt in der Tasse oder im Kännchen, allerdings verfügen auch moderne Geräte selten über eine automatische Ausschaltfunktion. Bei einer Leistung von 300 bis 2000 Watt kosten Tauchsieder zwischen 5 und 25 CHF.

Der sparsamste Herd ist der Gasherd – auch beim Wasserkochen

Gasherde haben den Vorteil, dass sie sofort nach dem Zünden heiss sind und nach dem Abstellen keinerlei Energie mehr verbrauchen. Obwohl 40 Prozent der Wärme durch die offene Flamme verlorengehen, sind Gasherde die Herde mit den geringsten Energiekosten. Auch das Umrüsten auf Gas ist nicht teuer, denn gute gebrauchte Gasherde werden oft für weniger als 50 CHF verkauft und können noch Generationen überdauern.


Gasherde haben den Vorteil, dass sie sofort nach dem Zünden heiss sind und nach dem Abstellen keinerlei Energie mehr verbrauchen. (Bild: © Tom Begasse – shutterstock.com)

Elegant, aber einseitig: Warmwasserbereitung mit der Kaffee- oder Espressomaschine

Mit einer Kaffee- oder Espressomaschine lässt sich Wasser sehr energieeffizient erhitzen. Ideal sind Kaffeemaschinen, die statt der Heiz- bzw. Warmhalteplatte eine Thermoskanne mitbringen. Allerdings bringen die Geräte das Wasser nicht zum sprudelnden Kochen, und Espressomaschinen sind nur auf kleine Wassermengen ausgelegt. Ausserdem wird das heisse Wasser immer ein wenig nach Kaffee schmecken – es wäre also wenig geeignet zum Zubereiten von Tees oder Brühen.

Die Mikrowelle spart Strom bei einem Tässchen Wasser

Auch Mikrowellen sind recht sparsame Wassererhitzer – vor allem, wenn schnell eine Tasse kochendes Wasser gebraucht wird. Leider ist es schwierig, den Zeitpunkt, zu dem das Wasser kocht, zu bestimmen und exakt einzustellen. Hier kann Energie also durch ungenaues Timing verlorengehen.

Übrigens gelten alle hier aufgeführten Ergebnisse nur beim Kochen von Wasser. Wer sein Nudel- oder Kartoffelwasser mit dem Tauchsieder erhitzt oder Reis im Wasserkocher zubereitet, spart weder Zeit noch Geld oder Energie – allenfalls kann er damit seinen Spiel- und Experimentierdrang in der Küche ausleben.


Fazit:
Um einen oder zwei Liter Wasser zum Kochen zu bringen, sind Gasherd und Wasserkocher die sparsamsten Geräte, und am meisten Energie verbrauchen klassische Elektroherde. Geht es jedoch nur um eine Tasse Wasser, ist der Tauchsieder am effizientesten – gefolgt von Wasserkocher, Kaffeemaschine, Mikrowelle und Induktionsherd.

 

Oberstes Bild: © Evgeniy Gorbunov – shutterstock.com

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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