Der Lack muss ab: 4 Methoden zur Entfernung alter Lack- und Farbschichten von Möbeln

Alte Farb- und Lackschichten auf Möbeln sind oft unansehnlich und ruinieren deshalb den optischen Eindruck des Möbelstücks. Wer alte Möbel dennoch behalten und optisch aufwerten möchte, etwa um sie im Shabby Chic neu zur Geltung zu bringen, muss vor einer Neulackierung den alten Lack entfernen. Dazu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die allerdings nicht alle ungefährlich für Mensch und Möbel sind – besonders nicht, wenn sie von Laien angewendet werden.

Ob mechanisch, mit Hitze oder Chemie, dem alten Lack kann man auf unterschiedliche Weise begegnen. Immer geht es dabei darum, die oft mehrfach aufgebrachten Lackschichten möglichst schnell, einfach und restlos zu entfernen. Und das möglichst schonend für die Oberfläche des lackierten Materials, in der Regel also Holz. Je älter das Möbel und die ursprüngliche Lackierung ist, desto wichtiger ist es, Werkzeug und Technik zu beherrschen, um nicht in bester Absicht mehr als nur die Lackschicht zu entfernen.

1. Das Abschleifen

Beim Abschleifen wird die Lackschicht mit einem speziellen Schleifpapier mechanisch bearbeitet, der Lack wird meist in mehreren Arbeitsgängen abgeschliffen, bis das darunterliegende Material zum Vorschein kommt. Je nach Grösse der zu bearbeitenden Fläche kann ein Schleifklotz oder ein elektrisches Schleifgerät genutzt werden, mit dem sich die notwendige mechanische Arbeit reduzieren lässt. Wichtig ist, dass das Möbel in mehreren Schritten abgeschliffen wird: Zunächst mit einem groben Schleifpapier mit einer 80er-Körnung, um die Oberfläche aufzubrechen, dann mit feineren Körnungen, um das Ergebnis zu verbessern und auch feine Lackspuren zu entfernen. Der finale Schleifvorgang sollte dann mit einer besonders feinen 240er-Körnung und am besten von Hand vorgenommen werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Das Abschleifen ist in der Regel die am besten geeignete Methode zur Lackentfernung auf alten Möbelstücken, da die Wirkung durch die Körnung des Schleifpapiers und die Dauer der Anwendung genau dosiert werden kann. Wer lieber auf maschinelle Unterstützung bei dieser Arbeit setzt, kann im Fachhandel eine Vielzahl von Schleifgeräten finden: Dreh-, Band-, Winkel- oder Exzenterschleifer stehen zur Auswahl, sind jedoch immer mehr oder weniger Spezialisten und damit nicht für jede Schleifarbeit gleichermassen geeignet. Grosse Flächen lassen sich am schnellsten mit einem Dreh- oder Bandschleifer bearbeiten, während Exzenterschleifer für den sauberen Feinschliff ideal sind, da hier die Schleifscheibe nicht nur schnell rotiert, sondern parallel eine Kreisbewegung ausführt, wodurch die Gefahr der Riefenbildung verringert wird.

Beim Schleifen entstehen feine Schleifstäube, die je nach chemischer Zusammensetzung der abgeschliffenen Farbe gesundheitsschädlich oder sogar giftig sein können. Daher sollte man immer eine staubdichte Atemschutzmaske tragen und bei einem elektrischen Schleifgerät einen Staubsauger anschliessen, der die Schleifstäube direkt aufsaugt – das kommt auch dem Arbeitsergebnis zugute, da die Oberfläche bereits beim Schleifvorgang gesäubert wird und Lackreste durch die mechanische Einwirkung nicht wieder in das Holz eingearbeitet werden.


Das Abschleifen ist in der Regel die am besten geeignete Methode zur Lackentfernung. (Bild: Nenad Aksic – shutterstock.com)

2. Das Abschrappen

Beim Abschrappen wird die alte Farbe mithilfe einer Ziehklinge oder eines Dreieckschrappers abgeschabt, also mechanisch entfernt. Diese aus der Schifffahrt entlehnte Methode erfordert sehr viel Geduld, da mit dem Schrapper nur jeweils eine kleine Fläche behandelt werden kann, zudem setzt sie viel Erfahrung voraus, da bereits ein etwas zu starker Druck auf die Klinge dazu führen kann, dass die Oberfläche des weichen Holzes verletzt wird, die Folge können Riefen und Einkerbungen sein, die auch bei einem erneuten Anstrich deutlich zu sehen sind.

Die Methode des Abschrappens eignet sich daher vor allem für erfahrene Handwerker und solche Möbelstücke, die nicht durch Schleifen alleine von alten Lackschichten zu befreien sind, etwa bei Ornamenten und Verzierungen. Dennoch besteht immer die Gefahr, dass man mit zu hohem Druck mehr als nur die Farbe abschrappt, während zu geringer Druck keine Wirkung zeigt.



3. Die Heissluft

Durch den Einsatz von Heissluft aus einem Gebläse wird die alte Lackschicht erwärmt und weicht auf. Sie lässt sich dann, etwa mit einem Schrapper, leichter entfernen, und das im besten Fall ohne Rückstände und auch bei mehreren Farbschichten. Dennoch ist die Arbeit mit einem Heissluftgebläse nicht ungefährlich, denn durch die hohen Temperaturen von 700-800 °C können giftige Dämpfe aus dem Lack freigesetzt werden. Zudem ist nicht auszuschliessen, dass die Oberfläche des Holzes durch die heisse Luft versengt wird, sich also dunkel verfärbt.

Bei der Arbeit mit Heissluft ist daher auf eine stets ausreichende Belüftung zu sorgen, um sich keinen Gesundheitsgefahren durch Dämpfe auszusetzen. Die Temperatur der Oberfläche kann durch den Abstand der Heissluftdüse zum Möbel und die Dauer der Behandlung beeinflusst werden. Diese Technik wird am besten zu zweit ausgeführt, um zu verhindern, dass die Oberfläche auskühlt, bevor die durch die Hitze aufgeweichte Farbe mechanisch entfernt wird.



4. Das Abbeizen

Beim Abbeizen wird der alte Lack mit einem Lösungsmittel chemisch aufgeweicht und dann mechanisch entfernt, etwa mit einer Ziehklinge oder Stahlwolle. Der Vorteil dieser Methode liegt in der relativ genau dosierbaren Wirkung, da die Beize nur die Lackschicht angreift, nicht jedoch die Textur der Holzoberfläche. Allerdings ist auch diese Methode nicht ungefährlich, daher müssen bei der Arbeit mit Beize Schutzbrille und Schutzhandschuhe getragen werden. Da die Lösungsmittel Dämpfe entwickeln, die gesundheitsschädlich und feuergefährlich sind, muss der Arbeitsplatz gut belüftet sein oder direkt nach draussen an die frische Luft verlegt werden.



Die beim Abbeizen anfallenden Lackreste sind Sondermüll, ebenso Reste der Beize, sie dürfen also nicht mit dem Hausmüll entsorgt werden. Die Wirkung der Beize kann gesteigert werden, wenn das behandelte Holz mit einer Kunststofffolie luftdicht eingeschlagen wird, so kann die Beize länger auf die Lackschicht einwirken und diese anlösen. Auch kann die Oberfläche zunächst geschliffen oder geschrappt werden, um nur noch die verbliebenen Reste chemisch lösen zu müssen und ein sauberes Endergebnis zu erzielen.

Fazit: Wenn der alte Lack nicht mehr ansehnlich ist, gibt es verschiedene Strategien, sich seiner zu entledigen. Mechanisch kann der Lack abgeschliffen oder abgeschrappt werden, dieses kann durch eine Vorbehandlung mit Hitze noch erleichtert werden. Oder man rückt dem Lack chemisch zu Leibe und löst ihn so vom Untergrund. Immer sollte man jedoch dabei auch bedenken, dass hierbei giftige Dämpfe oder Stäube entstehen können, die gesundheitsschädlich sind.

 

Oberstes Bild: © Production Perig – shutterstock.com

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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