Problemlos Wohnen für Menschen mit Handicap

Menschen mit Handicap benötigen ein Wohnumfeld, das auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Für Seheingeschränkte sind vor allem Führungsgeländer an den Wänden und tastbare Kennzeichnungen an den Möbeln wichtig, für Rollstuhlfahrer stellen unterfahrbare Waschbecken und Spülschränke eine unverzichtbare Hilfe dar. Richtig eingerichtet, wird eine Wohnung auch für behinderte Menschen zu einem guten Zuhause.

Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind viele handelsübliche Möbel nur bedingt oder gar nicht geeignet. So ist für einen Rollstuhlfahrer beispielsweise der Inhalt eines normalen Kleiderschranks mit einer Höhe von fast zwei Metern im oberen Bereich nicht mehr zugänglich. Auch ein zu niedriger Esstisch, der mit einem Rolli nicht unterfahren werden kann, stellt ein unüberwindbares Hindernis dar und macht normales Speisen nicht möglich.

Bis vor wenigen Jahren half bei solchen Problemen oft nur eine Individualanfertigung durch einen speziellen Produzenten entsprechender Einrichtungsgegenstände oder durch einen Tischler, stehen heute im Fachhandel Konzepte zur Verfügung, die wohldurchdacht sind und mit denen in den eigenen vier Wänden weitgehend barrierefreies Leben möglich ist.

So gibt es für Sehschwache und Blinde Möbelstücke mit eingravierter oder aufgebrachter Brailleschrift-Kennzeichnung auf den einzelnen Zwischenbrettern eines Küchenschrankes oder Regals. So lässt sich der jeweilige Lagerort mit einem Fingerstrich schnell und unkompliziert erfassen.

Für Menschen mit Behinderungen ist es wichtig, dass nicht nur alle Räume der Wohnung, sondern auch sämtliche Alltagsgegenstände uneingeschränkt nutzbar und gut zu erreichen sind. Möbel wie Tische, Sessel oder Nachtschränke müssen ebenso funktional ausgestattet sein wie das Bett, die Küche und die Badezimmereinrichtung nebst Spiegelschrank und Waschbecken. Oft kann man hier Standardmöbel verwenden, die entsprechend den jeweiligen Erfordernissen angebracht beziehungsweise aufgestellt werden. So kann beispielsweise schon mit der Wahl von Schiebetürenschränken anstelle von Exemplaren mit Klapptüren ein erster Schritt zu einer barrierefreien Einrichtung hin gegangen werden.


Für Menschen mit Behinderungen ist es wichtig, dass sämtliche Alltagsgegenstände uneingeschränkt nutzbar sind. (Bild: Marcel Jancovic / Shutterstock.com)


Schlafen und Wohnen

Insbesondere in einem „gemischten Haushalt“, in dem eine gehbehinderte Person mit einem Nichtbehinderten zusammenlebt, bietet sich beispielsweise mit einem handelsüblichen, elektromotorisch höhenverstellbaren Schreibtisch aus dem Ergonomiesortiment der Möbelhersteller eine gute Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung. Esstische mit Mittelfuss oder in ausreichend breiter Ausführung ermöglichen ein problemloses Unterfahren mit dem Rollstuhl.

Nicht nur für das Leben am Tage, sondern auch für die Nacht sind gute Lösungen für eine barrierefreie Wohnungsgestaltung gefragt. So ist das Bett für jeden Menschen eines der wichtigsten Möbelstücke im gesamten Haushalt. Das gilt für Personen mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit genauso wie für Menschen ohne Handicap. Für Gehbehinderte sollte ein geeignetes Bett idealerweise von drei Seiten aus zugänglich sein und eine Höhe von etwa 50 Zentimetern aufweisen. Vor dem Bett muss eine ausreichend grosse Bewegungsfläche vorhanden sein – mindestens 120 Zentimeter sind vonnöten, um mit dem Rollstuhl problemlos heranfahren zu können. Zudem ist es sinnvoll, wenn die Lichtschalter vom Bett aus problemlos erreichbar sind.

Bei Kleiderschränken werden seit einiger Zeit Modelle angeboten, bei denen sich mittels Knopfdruck die oberen Etagen absenken lassen, was einen Zugriff auf alle Ebenen ermöglicht. Vor Kleiderschränken sollte eine Bewegungsfläche von etwa einem knappen Meter frei bleiben, um einen guten Zugang sicherzustellen. Ein ausreichend grosser Freiraum zum Rangieren mit dem Rollstuhl ist an allen Orten, an denen viele Aktivitäten stattfinden, sehr wichtig. Das gilt vor allen Türen und Schränken genauso wie in Bad und Küche.



Guter Zugang zu Bad und Küche

Wie auch der Schlaf- und Wohnbereich lässt sich auch die Küche barrierefrei und funktional gestalten. Eine gefahrlose, einfache Bedienbarkeit aller Arbeitswerkzeuge und aller Küchengeräte ist dabei wichtig.

Idealerweise sollten Schränke möglichst tief angebracht werden, Backofen, Geschirrspülmaschine und Kühlschrank dagegen leicht erhöht. Dies ermöglicht eine gute Erreichbarkeit. Für ein ergonomisches und ermüdungsfreies Kochen, Backen und Zubereiten ist die auf die persönlichen Erfordernisse des Wohnungsinhabers eingestellte Arbeitsplattenhöhe praktisch unabdingbar. Schubladen, die auf leichtlaufenden Teleskopschienen gelagert sind und sich so leicht ausziehen lassen, sind ebenso wichtig.

Im Bad sollten sämtliche Wandschränke in erreichbarer Höhe angebracht sein und das Waschbecken unbedingt unterfahrbar sein. Spiegel sollten an der Oberkante des Waschtisches angesetzt werden, damit sie auch im Sitzen problemlos genutzt werden können. Für Gehbehinderte ist es überdies zwingend erforderlich, dass durch entsprechende Haltegriffe eine problemlose Benutzung von Badewanne und WC sichergestellt ist. Armaturen an Dusche und Waschbecken sind vorzugsweise in Einhebeltechnik anzubauen.

Gerade in schmalen Bädern besteht für Rollstuhlfahrer oft eine ungünstige Situation. Gegebenenfalls kann über eine Umgestaltung der Raumgrösse durch die Versetzung von Wänden nachgedacht werden – sofern die Statik des Hauses dies zulässt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Wer in einer Mietwohnung lebt, muss sich vor einer Umbaumassnahme die Zustimmung vom Vermieter holen. So wird Ärger vermieden und man kann nach einer gemeinsamen Lösung suchen – für ein barrierefreies Wohnen in einem gemütlichen Zuhause.

 

Oberstes Bild: Für Menschen mit Behinderungen wird mit geeigneten Massnahmen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Wohnumfeld geschaffen. (© wavebreakmedia / Shutterstock.com)

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