Antibakterielle Reinigungsmittel – Fluch oder Segen?

Viele Haushaltsreiniger werben mit der Aufschrift „Antibakteriell“ und sagen damit unliebsamen Bakterien und Keimen den Kampf an. Aber auch wenn diese Mittel klinische Sauberkeit im eigenen Haus propagieren, so sind sie in der Regel nicht nur vollkommen überflüssig, sondern dazu auch noch schädlich für die Gesundheit.

Bakterien und Keime lauern überall! Sie sind mikroskopisch klein und dadurch nicht sichtbar, aber sie sind gefährlich für unsere Gesundheit und müssen bekämpft werden, damit sie keinen Schaden anrichten können. So in etwa lautet die Schreckensbotschaft vieler Werbespots, mit denen antibakterielle Haushaltsreiniger beworben werden. Aber da gibt es ja zum Glück die schnelle Hilfe aus der Flasche: Ein paar Sprühstösse hier, ein paar dort und schon sind die eigenen vier Wände klinisch rein und die Bilderbuchfamilie aus den Werbespots dankt es der Werbemama mit einem strahlenden Lächeln.

Hygiene-Experten können bei solchen Szenen nur fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, denn diese Mittel sind nach ihrer Aussage nicht nur vollkommen überflüssig, sondern würden zudem eine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Auch unabhängige Tests, beispielsweise des Magazins Öko-Test, kommen zu dem Schluss, dass antibakterielle Reiniger durchweg „nicht empfehlenswert“ sind, da sie praktisch die gleiche Wirkung haben wie gewöhnliche Reinigungsmittel.

Übertriebene Reinlichkeit schadet Umwelt und Gesundheit

Antibakterielle Reiniger sind aber nicht nur sinnlos, sie stellen durch ihre stark konzentrierten Inhaltsstoffe auch eine Belastung für die Umwelt dar. Auch uns Menschen tun die enthaltenen Wirkstoffe oft nicht gut, denn viele der antibakteriellen Wasch- und Geschirrspülmittel, Handseifen und Allzweckreiniger enthalten Wirkstoffe, die Allergien auslösen können. Zudem entwickeln die Bakterien bei regelmässiger Anwendung Resistenzen gegen die antibakteriellen Wirkstoffe und werden dadurch auch unempfindlich gegenüber Antibiotika. Diese multiresistenten Erreger sind besonders in Krankenhäusern ein Problem und sollten nicht zusätzlich noch in den eigenen vier Wänden herangezüchtet werden. Auch darf nicht angenommen werden, dass man durch den Einsatz eines antibakteriellen Reinigers auf die restlichen Hygienemassnahmen verzichten könnte und beispielsweise tage- oder wochenlang ein und denselben Lappen verwenden dürfte.

Klinische Sauberkeit in den eigenen vier Wänden ist auch deswegen unnötig, da die meisten Bakterien vollkommen harmlos sind. Auf viele Bakterien sind wir sogar angewiesen, denn ohne sie wäre unser Überleben nicht möglich. Sie schützen beispielsweise unsere Haut und die Schleimhäute, ermöglichen im Darm unsere Verdauung und trainieren unser Immunsystem. Neueste Forschungen zeigen zudem, dass sich bei Kindern, die in einer zu sauberen Umgebung aufwachsen, das Immunsystem nicht richtig entwickeln kann, wodurch sie anfälliger für Krankheiten und Allergien werden.


Kleidung normal waschen. (Bild: relax_gap / Shutterstock.com)
Kleidung normal waschen. (Bild: relax_gap / Shutterstock.com)


Der Sauberkeitswahn und seine Folgen

Mittlerweile gibt es aber nicht nur antibakterielle Reiniger, sondern auch chemisch behandelte Kleidung, die Bakterien und Keime fernhalten soll. Auch diesem Trend stehen die Experten skeptisch gegenüber, denn Hemden, Socken und Unterwäsche, die mit dubiosen Zusätzen behandelt wurden, sollten wir lieber nicht auf unsere Haut lassen. Laut Expertenmeinung sei es vollkommen ausreichend, wenn man seine Kleidung normal waschen und sich selbst regelmässig und ordentlich reinigen würde, denn nicht nur zu viel Schmutz könne krank machen, sondern auch ein übertriebener Sauberkeitswahn.

Tipps für die schonende Reinigung im Haushalt

Strahlende Sauberkeit in den eigenen vier Wänden lässt sich in den meisten Fällen mit relativ einfachen Mitteln erreichen. Nur in besonderen Ausnahmen sollte zu Desinfektionsmitteln gegriffen werden, denn wer im Haushalt einige Tipps beherzigt, der kommt auch ohne harte Chemie aus:

  • Entgegen der gängigen Meinung finden sich die meisten Keime nicht in Bad & WC, sondern in der Küche. Gerade Lappen und Schwämme sind eine wahre Brutstätte für Keime und sollten, ebenso wie die Handtücher, regelmässig ausgetauscht oder bei 90 °C gewaschen werden.
  • Bakterien werden vor allem über die eigenen Hände übertragen und verteilt. Aus diesem Grund sollten nach der Essenszubereitung und nach jedem Toilettengang unbedingt die Hände gewaschen werden.
  • Angeschimmelte Nahrungsmittel sollten in jedem Fall entsorgt werden – abkratzen oder wegschneiden reicht nicht aus!
  • Essensreste sollten nicht offen im Kühlschrank gelagert werden, sondern nur in verschlossenen Dosen.
  • Benutztes Geschirr nicht lange herumstehen lassen und nicht nur alle Arbeitsutensilien nach dem Kochen reinigen, sondern auch die Arbeitsflächen. Ein gewöhnlicher Allzweckreiniger ist hier vollkommen ausreichend.
  • Holzbrettchen sind laut aktuellen Studien hygienischer als Kunststoffbrettchen. Das liegt daran, dass Holz schneller trocknet und so den Bakterien keinen geeigneten Nährboden bietet. Brettchen mit Ritzen sollten allerdings entsorgt werden, da sich in diesen Schmutz und Bakterien lange halten können. Zudem sollte rohes Fleisch niemals auf dem gleichen Brett geschnitten werden wie die anderen Zutaten.
  • Regelmässig die Mülltonne entleeren.
  • Einmal im Monat sollte der Kühlschrank mit Essigwasser ausgewischt werden, damit sich Bakterien nicht unkontrolliert vermehren können und dieser nicht anfängt zu stinken.
  • Auch in Bad und WC wirkt Essigwasser wahre Wunder und kann problemlos die meisten chemischen Reiniger ersetzen. Selbst Kalk lässt sich damit ausgezeichnet entfernen.

 

Oberstes Bild: © Tanis Saucier – Shutterstock.com

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