Rasenroboter: Science-Fiction war gestern

Meine Jugenderinnerungen: Vater schiebt den alten Walzenmäher, Marke Motorlos, über den Rasen. Alle zehn Meter bleibt er fluchend stehen, weil sich das feuchte Gras in der Walze verhaspelt hat. Sein Sohn läuft hinter ihm her und schwingt den Rechen. Beziehungsweise schlurrt ihn in müden Kratzbewegungen über den Boden, weil ihn die Kraft verlassen hat. Wenn alles gemäht und zusammengeschoben ist, kommen die Rasenkanten dran: Eine stumpfe Grasschere malmt sich in lange Halme hinein. Und zum krönenden Abschluss des Werks Vaters Selbsterkenntnis: „Wir müssten wirklich mal öfter mähen.“

Natürlich hat damals niemand öfter gemäht. Eine Arbeit, die so beschwerlich ist, schiebt man hübsch vor sich her. Und das Gras wächst. Dann kamen die Motormäher. Vaters Flüche am Anreissseil bleiben unvergesslich. Und geflucht wurde oft, denn ständig musste der Motor abgestellt werden, um den Auffangkorb zu leeren. Dass der Nachbar es mit seinem Strom-Rasenmäher besser hatte, glaubte man nur, solange man nicht über den Zaun sah: Herr Keller hatte sich in die Karikatur eines Cowboys verwandelt, der mit dem Stromkabel Lassowürfe übte. Der Sommer könnte so schön sein, wenn man keinen Garten besässe.

Ländlicher Science-Fiction-Film

Dienstfahrt über Land. Ich halte an einem Gasthof, wickle meine Pausenbrote aus. Kein Mensch weit und breit. Nur ein zartes Surren liegt in der Luft, übermalt von Vogelgezwitscher. Ich suche die Landschaft nach der Quelle des dezenten Geräusches ab. Bedauernswerte Gasthof-Besitzer, denke ich, denn mein Blick fällt auf einen fussballfeldgrossen Rasen. Aber bevor die Jugendbilder meiner Samstagsnachmittage wieder aufflackern, taucht eine Szene aus einem Science-Fiction-Film vor mir auf: Ein flaches Wägelchen läuft wie von unsichtbarer Zauberhand gelenkt über das Gras, wendet brav an den Kanten, umfährt kleine Hindernisse und lässt hinter sich den gepflegten Eindruck englischen Rasens zurück. Und das auf dem Land!

Diese Szene hätte noch vor 30 Jahren als das blühende Fantasieprodukt eines Verfassers von Zukunftsromanen gegolten. Heute ist sie Realität. Ihr Hauptakteur heisst Rasenroboter. Und warum auch nicht? Was sich in der guten Stube bewährt hat und umsichtig selbststeuernd Staub und Krümel aufnimmt (wir sprechen vom Saugroboter) – eine solche ausgefeilte hausfrauen- und -hausmännerunterstützende Technik kann im Freien auch dem Gärtner Arbeit abnehmen. Endlich mal Zeit, Stauden zu teilen, Pflanzen zu beschneiden und Gemüse selbst anzuziehen. Die Routinearbeit macht der Rasenroboter.

Dichtung und Wahrheit

Der perfekt funktionierende Rasenroboter ist der Traum jedes Gärtners. Das futuristische Ding läuft selbstlenkend über die Rasenfläche, weicht Hindernissen und Blumenbeeten aus, benötigt kein Kabel, fährt eigenständig zu seiner Ladestation zurück, tankt den Akku auf und dreht die nächste Runde, bis alle Arbeit getan ist. Dabei funktioniert es stromsparend und so leise, dass es seine Dienste auch in den Mittags- und Abendstunden verrichten kann, ohne einen Nachbarn zu stören. So viel zu den Herstellerbeschreibungen. Zu der Praxis kommen wir noch.


Der Rasenroboter erzeugt durch seine vorbildlichen Kurzschnitte dichte englische Grasflächen. (Bild: Karamysh/Shutterstock.com)
Der Rasenroboter erzeugt durch seine vorbildlichen Kurzschnitte dichte englische Grasflächen. (Bild: Karamysh/Shutterstock.com)


Ein funktionierender Rasenroboter ist eine Wohltat für den Rasen. Er sollte regelmässig und häufig eingesetzt werden und erzeugt durch seine vorbildlichen Kurzschnitte dichte englische Grasflächen. Das Geheimnis: Er mäht den Rasen nicht nur, er mulcht ihn auch. Mulchen ist kein beschönigendes Wort für einen Rasenmäher ohne Fangkorb, sondern eine hochwertige ökologische Gründüngungsmethode. Die fein abgeschnittenen Grashalme (wie gesagt: nicht zu lang wachsen lassen) führen dem Rasen Nährstoffe zu. Ausserdem schützen sie ihn in der heissen Jahreszeit vor Verbrennungen.

Und jetzt zur Praxis: Ein Rasenroboter ist im Grunde ein Computer mit Schneidemessern und damit dumm. Sie müssen ihn abrichten, damit er seine Aufgaben verlässlich erfüllt. Lasertechnik und GPS helfen dem kleinen Gartenfreund auf seinem Hindernisrennen durch mähbare und nicht mähbare Bezirke noch nicht wirklich weiter. Mit einem elektrischen Begrenzungskabel müssen Sie zuerst das Betätigungsfeld Ihres Roboters akribisch verlegen. Und vergessen Sie das Blumenbeet und die Grenze zum Nachbargarten nicht!

Lesen Sie die Testliteratur!

In aktuellen Rasenroboter-Tests haben sich manche Computer-Mäher wie kleine Kinder oder desorientierte alte Leute benommen. Einer haute zum Nebengrundstück ab, um dort stundenlang im Kreis zu laufen. Ein anderer nahm sich Omas Blumenbeet vor. Bei der Begegnung mit Hindernissen wurde nicht gebremst oder so lange gezögert, bis der Strom aufgebraucht war. Einer fand nicht zur Ladestation zurück und musste nach Hause begleitet werden. Klingt lustig, ist es aber nicht, wenn man für einen solchen Wirrkopf ziemlich tief in die Tasche gegriffen hat.

Nun gehen aus einem Test immer gute und schlechte Kandidaten hervor. Nicht jeder Rasenroboter schlägt sich als Vandale durchs Lilienbeet. Die Musterschüler unter den getesteten Geräten haben ihre Hausaufgaben gemacht und überzeugten die Prüfer durch konstante, verlässliche Leistungen. Sie kosten kein Vermögen und laufen und laufen und laufen – in die gewünschte Richtung. Fazit: Wenn Sie sich für einen Rasenroboter interessieren, trennen Sie die Spreu vom Weizen. Testberichte zu lesen lohnt sich!

Und nun legen Sie die Beine hoch. Vom Nebengrundstück schallen die Anreissseil-Flüche Ihres Nachbarn herüber: Das Benzin ist ihm ausgegangen. Spielen Sie mit Ihrer Tochter eine Partie Boccia. Hoppla – jetzt wäre Ihnen der kleine Gartenfreund fast über den Fuss gefahren. Aber er setzt blinkend zurück und beschreibt einen Bogen um Sie. So macht Gartenarbeit Spass!

 

Oberstes Bild: © jean morrison – Shutterstock.com

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