Clever Wärme erzeugen – mit kleinen Wärmespendern aus naturbelassenem Holz

Fast ein Fünftel des Energieholzes wird in Klein-Holzfeuerungen genutzt  ̶  sicher, wirtschaftlich und ökologisch. Die revidierte Luftreinhalte-Verordnung (LRV) schafft dazu eine zusätzliche Qualitätssicherung.

In vielen Wohnräumen bilden sie den Mittelpunkt ̶ jene kleinen Wärmespender, die aus naturbelassenem Holz ein behagliches Raumklima schaffen. In der Statistik figurieren sie als „Einzelraumfeuerungen“, immerhin 550’000 an der Zahl. Die grosse Verbreitung überrascht in An-betracht der vielen Vorteile kaum. Denn im Gegensatz zur meist komplizierten Haustechnik ist die kleine Holzfeuerung denkbar einfach, beim Feuern ebenso wie bei der Installation. Noch häufiger zu hören sind aber Argumente wie „umweltfreundlich“ und „lagerbarer Brennstoff“.

Hundert Prozent Wald

Weil sie Teil eines natürlichen Kreislaufes sind, gelten Kleinholzfeuerungen als umweltgerecht. Der Brennstoff kommt aus dem Wald und ist zu 100 Prozent nachwachsend, was an das frühere Motto von Holzenergie Schweiz „Im Wald wächst Wärme“ erinnert. Auch bezüglich Feinstaub und Kohlenmonoxid (CO) ist Entwarnung überfällig. Denn die neue Luftreinhalte-Verordnung (LRV), gültig seit Juni 2018, schreibt verschärfte Grenzwerte vor. Die LRV verlangt ausserdem regelmässige Messungen für Feuerungen aller Art, einzig Einzelraumfeuerungen sind davon ausgenommen. Aufgrund des geringen Potenzials sind lediglich Sichtkontrollen durch die Vollzugsbehörden vorgeschrieben. Das Vertrauen der Behörden in diese Technik basiert auf der Leistungserklärung respektive auf dem Berechnungsnachweis von feusuisse, dem Verband der Wohnraumfeuerungen. In der Regel prüft der Kaminfeger im Auftrag der Gemeinde die Feuerung. Wenn nicht ausschliesslich Naturholz verbrannt wird, fällt das den Fachleuten auf.


© Studioenergia SagL, Claudio Daccia

Richtig feuern

Die LRV-Botschaft ist klar und deutlich: Sofern gute Kleinholzfeuerungen richtig betrieben wer-den, sind sie bezüglich Schadstoffemissionen unbedenklich. Die Sichtkontrolle bildet darüber hinaus eine Qualitätssicherung, die umweltorientierte Hauseigentümer zu schätzen wissen.

Die Gesamtleistung der mehr als eine halbe Million Kleinholzfeuerungen in der Schweiz beträgt 5,8 Mio. Kilowatt, je Feuerungsaggregat 10,6 Kilowatt. Die Vielzahl an kleinen Feuerungen verbrauchen jährlich etwa 1,4 Mio. Ster Holz, was etwa zehn Prozent des jährlich nachwachsenden Holzes entspricht. Im Durchschnitt sind es je Feuerung gut zwei Ster Buchenholz oder drei Ster Tannenholz. Das Holz kommt vielenorts aus dem Wald der Hausbesitzer. Vielen der rund 250’000 privaten Waldeigentümern ist diese direkte Nutzung wichtig. Eine engere Verbindung zwischen Produktion und Nutzung ist kaum denkbar.

Made in Switzerland

Kleinholzfeuerungen beanspruchen einen Fünftel der gesamten Menge an Energieholz. Und dieses Holz stammt ausschliesslich aus Schweizer Wäldern. Ein Import dieser Sorte wäre ohnehin kompliziert und vor allem nicht wirtschaftlich. Rund die Hälfte des Gesamtverbrauchs entfällt auf automatische Feuerungen mit Leistungen über 50 Kilowatt  ̶  fast ausschliesslich Holzschnitzelfeuerungen. Mit 19 Prozent ist der Anteil der Gebäudeheizungen ebenfalls beachtlich. Knapp 15 Prozent wird in Anlagen für erneuerbare Abfälle genutzt.

Sichere Versorgung

Interessant ist die statistische Angabe zum Betrieb der Kleinholzfeuerungen. Im Durchschnitt sind die Geräte jährlich während 410 Stunden im vollen Betrieb, was rund um die Uhr etwa 17 Tagen entspricht. Dieses Betriebsprofil weist auf die typische Einsatzweise der Wärmeerzeuger hin: Entweder sind die Feuerungen als Alleinheizung in einem Passiv- respektive Minergie-P-Haus im Einsatz oder sie ergänzen fossile Heizkessel als Zweitheizung.

In beiden Funktionen ist ihr Beitrag zur CO2-Reduktion immens. Im Niedrigstenergiehaus kommt Wärme über die Solarstrahlung ins Haus, der Rest aus dem Schweizer Wald. Im konventionellen Wohnhaus verkürzt die Holzfeuerung die fossile Heizsaison. So oder so  ̶  das Konzept der Kleinfeuerung füllt mit einfachster Technik eine Lücke. Und das mit einer Verfügbarkeit, die kaum zu überbieten ist. Denn diese Geräte liefern auch Wärme, wenn Heizkessel und Wärmepumpen aufgrund eines Stromausfalles ausser Betrieb sind. Mit dem lagerbaren Brennstoff schafft die Einzelraumfeuerung eine Sicherheit, die in der Fachsprache als Redundanz bezeichnet wird. Für viele Hauseigentümer bilden sie sozusagen ein Symbol der Versorgungsgarantie.

Entscheidend ist die Bauphysik

Dass Einzelraumfeuerungen die heutigen Komfortansprüche erfüllen, hat vor allem bauphysikalische Gründe. Denn in ungedämmten Altbauten mit undichten Fenstern sind entlang von Aussenwänden Radiatoren notwendig, um ein behagliches Raumklima zu ermöglichen. Der Kaltluftabfall in Fensternähe ist zu gross. Die kalte „Zugluft“ lässt die Bewohner frösteln. Kommt hinzu, dass kalte Aussenwände gegen den Raum abstrahlen, was durchaus wörtlich zu verstehen ist, da es sich bei dieser Form der Wärmeübertragung um Strahlung handelt  ̶  leider auf einem niedrigem Temperaturniveau! In gut gedämmten Häusern sind diese Effekte kaum feststellbar.

Dadurch wird die Position des Heizkörpers sekundär und eine Heizwärme-verteilung erübrigt sich in all jenen Fällen, in denen die Kleinfeuerung die gesamte Raumwärme erzeugt. Trotzdem: die Wärme verteilt sich über die Raumluft rasch im ganzen Raum, bei offenen Türen auch in benachbarte Zimmer und über das Treppenhaus ins obere Stockwerk. Fazit: Die Einzelraumfeuerung passt sehr gut zu energieeffizienten Bauweisen.

Teillastbetrieb vermeiden

Als praktisch erweist sich eine kleine Feuerung auch als Zweitheizung in einem konventionell beheizten Haus. Typisch dafür sind Wohnhäuser mit einem Öl- oder Gaskessel, deren fossile Heizsaison mit der Holzfeuerung verkürzt wird. Verkürzt werden aber auch die Betriebszeiten, in denen der Heizkessel oder die Wärmepumpe in Teillast arbeitet. Aufgrund des geringen Leistungsbedarfs in der Übergangszeit vom Sommer in den Winter resultieren deshalb tiefe Wirkungsgrade bei Wärmeerzeugern. Noch bedenklicher ist das Takten eines Heizaggregates, also das wiederholte Ein- und Ausschalten bei geringem Wärmebedarf. Bei fossilen Heizkesseln ist dieses Hoch- und Runterfahren mit übermässigem Schadstoffausstoss verbunden. Zusätzlich wachsen die Stillstandsverluste, die durch das ständige Aufheizen des Kessels oder der Wärmepumpe nach Betriebspausen entstehen.

Präzise Orientierung am Bedarf

Die Frage stellt sich, ob diese betrieblichen Nachteile nicht auch bei Kleinholzfeuerungen zu beobachten sind. Die Physik ist zwar dieselbe, aber kleine Holzfeuerungen sind mit ihrer Leistung im Energiehaushalt eines Gebäudes völlig anders positioniert. Der Leistungsbereich liegt sehr viel tiefer und die Geräte sind zumeist mit einer speichernden Schale ausgerüstet. Diese beiden Merkmale ermöglichen einen Betrieb mit voller Leistung, was die Emissionen reduziert und die Brennholzausbeute verbessert. Wer am Abend, nach Sonnenuntergang, einfeuert, erfreut sich an der Wärme bis zum folgenden Morgen.

 

Quelle: Verein Holzenergie Schweiz
Titelbild: © RIKA Innovative Ofentechnik

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