Energieetikette: Mit einem Blick den Energieverbrauch beurteilen?

Energieetiketten gibt es inzwischen seit über 14 Jahren in der Schweiz. Doch die Verständlichkeit für Kunden bleibt schwierig. Dies zeigen neue Studien des Bundesamtes für Energie (BFE).

2002 hat die Schweiz die erste Energieetikette von der Europäischen Union übernommen. Eingeführt wurde sie mit dem Ziel, die Kunden zu den energieeffizientesten Geräten hinzuführen. Die Energieetikette für Heizgeräte wurde in der Schweiz für Einzelprodukte auf den 1. August 2016 für obligatorisch erklärt. Sie soll den Einsatz energieeffizienter Geräte und Technologien, die eine Reduktion des Energieverbrauchs ohne Komforteinbussen ermöglichen, fördern. Im Themenfeld der Energieetiketten und ihres Einflusses auf das Kaufverhalten der Konsumenten wurden nun zwei Studien erstellt.

Missverstandene Energieeffizienz

In der ersten Studie zeigt sich, dass die Studienteilnehmer beim Onlinekauf von Haushaltgeräten irrtümlicherweise Energieeffizienz und Stromverbrauch gleichsetzen. Dadurch erwarten sie von einem energieeffizienten Gerät automatisch einen niedrigeren Stromverbrauch. Dem ist aber nicht zwingend so.

Ein grosser Kühlschrank verbraucht beispielsweise insgesamt mehr Strom als ein kleiner. Auf ein bestimmtes Volumen bezogen, ist sein Stromkonsum aber tiefer und damit ist er einer höheren Energieeffizienzklasse zugeordnet.

Unabhängig von ihrem Bildungsstand (und Einkommen) verstehen die Konsumenten die Energieetikette nicht vollständig. Dies konnte in einem Test belegt werden: Die Studienteilnehmer entschieden sich häufig für das effizienteste TV-Gerät und nicht für den Apparat mit dem geringsten Gesamtverbrauch.

Das günstigere Produkt wird bevorzugt

Eine zweite Studie legt offen, dass die Kunden im Internet oft ein ineffizienteres, aber dafür leicht günstigeres Gerät wählen. Dies obwohl sie mit dem effizienteren langfristig mehr Geld sparen könnten. Die kurzfristige Kosteneinsparung wurde offenbar höher gewertet als die längerfristige mit einem im Verbrauch effizienteren Gerät.



Energieetikette für Heizgeräte

Seit dem 1. August 2016 werden neu alle Heizgeräte in der Schweiz in Effizienzklassen eingeteilt. Heizsysteme mit Wirkungsgraden von 99%, z.B. hocheffiziente Brennwertgeräte, erhalten in der Regel ein A und liegen damit im vorderen Bereich der Skala. Wird bei der Modernisierung beispielsweise zusätzlich eine Solaranlage eingebunden (Verbundanlage), kann die Klassifizierung auf ein A+ verbessert werden. Für Verbraucher werden so bewusst Signale gesetzt, nicht nur den Heizkessel zu ersetzen, sondern in effiziente Kombinationslösungen zu investieren. Viele Verbraucher werden die Kennzeichnungen mit jenen gleichsetzen, die sie seit Jahren von Kühlschränken, Waschmaschinen oder Heizlüftern kennen. Auch bei den Heizgeräten suggeriert das Etikett, dass es auf einen Blick möglich sei, verschiedene Geräte und Techniken miteinander zu vergleichen. Da aber unter anderem die Gebäudehülle die Energieeffizienz mitbeeinflusst, müssen für eine umfassende Beurteilung neben der farbigen Skala weitere Faktoren miteinbezogen werden.

Bei einem Fernseher ist es egal, in welchem Haus er läuft – der Stromverbrauch ist immer der gleiche. Beim Heizsystem hingegen ist das Zusammenspiel von Gebäudehülle und Anlagentechnik ausschlaggebend für die optimale Leistung. Dies hat zur Folge, dass eben nicht immer die Anlage mit dem besten Effizienzlabel die optimale Lösung für jedes Gebäude ist. Wird beispielsweise eine A++-Luft-Wasser-Wärmepumpe, die in Häusern mit hohem Dämmstandard und Fussbodenheizungen effizient arbeitet, in einem unsanierten Altbau installiert, kann die Leistung stark sinken.

Das ist umweltpolitisch nicht erwünscht und beschert dem Verbraucher eine hohe Stromrechnung. Ein ölbetriebener Brennwertkessel kann in einem solchen Fall ein optimaleres Kosten-Nutzen-Verhältnis erreichen. Alleine auf Basis der Energieetikette kann der Verbraucher keine ausreichenden Rückschlüsse auf die Betriebskosten ziehen: Der wesentliche Zweck der Energiekennzeichnung wird somit nicht erreicht. Neben der Betrachtung der Gebäudehülle ist auch die Einbausituation wichtig. Bei Heizungssystemen muss darauf geachtet werden, dass alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind und das System ordnungsgemäss installiert, betrieben und gewartet wird.

Kompetente Fachberater

Auf der Internetseite von EnergieSchweiz findet sich folgender Satz: „Im Grunde genügt ein einziger Blick, um den Energieverbrauch eines Haushaltgerätes oder einer Lampe zu beurteilen.“ Wirklich?

Die Resultate der Studien bestätigen die Botschaft der Informationsstelle Heizöl. Nämlich, dass sich für Kunden beim Heizungswechsel eine kompetente Fachberatung lohnt. Nur aufgrund der fachkundigen Analyse der baulichen Gegebenheiten und der Bedürfnisse des Kunden entstehen sinnvolle, individuelle sowie energieeffiziente Lösungen für die Wärme- und Warmwasserversorgung. Die Energieetikette wird im Heizungsmarkt die kompetente Beratung deshalb nicht ersetzen.

Denn die Studien belegen, dass mit einem Blick auf die Etikette die Effizienz unterschiedlicher Heizgeräte leider nicht zu erkennen ist. Sie kann jedoch das Gespräch zwischen dem Kunden und dem Berater visuell unterstützen.

 

Artikel von: Erdöl-Vereinigung, Marketing
Artikelbild: © 123render – istockphoto-com

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