Das Igelhaus: Winterschlafheimat für ein nützliches Tier

Kinder und Erwachsene lieben Igel. Gärtner auch. Aber Gärtner machen Igeln oft das Leben schwer. Wenn der Mensch wie in der ordentlichen Schweiz den Rasen englisch trimmt, Büschen einen militärischen Kurzschnitt verpasst und Laub wegharkt, sobald es den Boden berührt, fehlt es den nachtaktiven, winterschlafenden Igeln an Rückzugsmöglichkeiten. Ein richtig akkurater Garten sieht so ordentlich aus wie ein sterilisiertes Operationsbesteck. Der Igel rümpft die Nase und sucht sich ein anderes Zuhause.

Das ist bedauerlich. Denn abgesehen von ihrer Niedlichkeit bringen Igel dem Gärtner grossen Nutzen. Sie verzehren Insekten, Raupen und sogar die Pest des Gartens: Arion lusitanicus, die Nacktschnecke. In ländlichen Gegenden haben Igel kein Problem – denn auf weitläufigen Grundstücken findet sich immer ein Blätter-, Holz- oder Reisighaufen, in dem sie Unterschlupf suchen können. In ordentlichen Stadtgärten können die Gärtner nachhelfen und ein Igelhaus bauen. In diesem Artikel lesen Sie dazu eine Anleitung.

Allgemeines

Igel sind Überlebenskünstler. Braunbrust- und Weissbrustigel kommen von England bis nach Indien vor. In Südostasien ist die stachellose Art der Rattenigel verbreitet. In Amerika und Australien hingegen hat der Igel sich nicht eingebürgert. Wo die Möglichkeit besteht, graben Igel eigene Baue, die sie mit trockenem Laub und Gras schön warm auskleiden. Hier verbringen sie ihren Winterschlaf.

Lebensbedingungen

Wenn Sie den stacheligen Helfer in Ihrem Garten ansiedeln wollen, müssen Sie ihm einige Voraussetzungen schaffen. Eines vorweg, um mögliche Missverständnisse auszuräumen: Ein Igel frisst alle möglichen Sorten von Insekten; aber um Obst und Gemüse macht er einen Bogen. Das passt doch perfekt. Schaffen Sie Ihrem Igel im Garten Ausgänge, durch die er auf Nahrungssuche gehen kann. Das manchmal etwas behäbig wirkende Tier ist ein Langstreckenläufer.

Ökologischer Garten

Kunstdünger ist Gift für den Igel. Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel ebenfalls. Darüber hinaus nimmt eine durch die chemische Keule reduzierte Insektenwelt dem Igel die Nahrungsgrundlage. Mit einer kleinen Wasserstelle oder einem Gartenteich fühlt sich der Igel besonders wohl. Ist das nicht möglich, stellen Sie auf jeden Fall eine Wasserschale auf, damit Ihr stachliger Freund im Sommer nicht verdurstet. Wenn Sie jetzt noch einige Teile des Gartens ungemäht lassen, haben Sie schon ein kleines Igelparadies geschaffen.

Draussen lassen!

Das hat mancher schon kennengelernt: Sie sitzen in den letzten warmen Tagen des Spätsommers bis nach Sonnenuntergang auf Ihrer Terrasse und geniessen die hereinbrechende laue Nacht. Plötzlich raschelt es, und ein Igel krabbelt Ihnen vor die Füsse. Kommen Sie jetzt nicht auf die Idee, dem niedlichen Tier ein Asyl in Ihrer Küche verschaffen zu wollen. Igel stehen unter Naturschutz, brauchen die Natur und gehören in die Natur. Einzige Ausnahme: Sie sammeln vor Kälteeinbruch ein schwaches Exemplar auf, das Sie hochpäppeln wollen.

Die Igelvilla errichten

Für den Bau eines Igelhauses brauchen Sie keine handwerkliche Grundausbildung. In der Steinvariante ist es innerhalb einer Dreiviertelstunde fertiggebaut. Stapeln Sie einfach wie beim Hausbau Steine übereinander, und zwar so, dass ein ungefähr 30 mal 30 Zentimeter grosser Innenraum entsteht. Die Steinwand muss eine Höhe von etwa 25 Zentimetern erreichen. Es ist nicht notwendig, sie mit Mörtel zu verbinden. An der Seite wird ein Durchlass von zehn Zentimetern frei gelassen. Diese Aussparung reicht für den Igeltransfer – Katzen hingegen bleiben draussen.

Steindach und Hauseinrichtung

Als Dach nehmen Sie am besten eine schwere Gehwegplatte. Sie sorgt für Stabilität: Dieses Häuschen bläst der böse Wolf nicht um. Jetzt häufen Sie noch Grassoden und Erde auf das Dach und an die Seiten: So ist das Igelhaus gegen den strengen Winterfrost isoliert. Ebenso wichtig wie die Wohnung selbst ist die Wohnungseinrichtung – was wollen Sie mit einem hellen, schön geschnittenen Wohnzimmer, wenn Sie als Wohnungseinrichtung nur über einen alten Teppich und ein paar wacklige Stühle verfügen? Der Igel hat es gerne weich und trocken. Wenn er seinen Bau selber ausstattet, wählt er trockenes Laub. Wohl fühlt er sich, wenn Sie für die Innenausstattung Heu oder Stroh besorgen.


Igel Haus Einrichtung. (Bild: Denisa Doudova / Shutterstock.com)
Igel Haus Einrichtung. (Bild: Denisa Doudova / Shutterstock.com)


Ein Holzhaus

Ein Holzhausbau ist für fortgeschrittene Handwerker. Sie besorgen sich sechs 30 mal 30 Zentimeter grosse starke Sperrholzplatten. Diese werden mit Nägeln zusammengefügt. Eins der Bretter braucht einen zehn mal zehn Zentimeter grossen gesägten Eingang. Wenn das Dach etwas übersteht und mit Dachpappe verkleidet ist, ist es haltbarer gegen Feuchtigkeit. Zuletzt müssen Sie Ihre Holzhütte umweltfreundlich lasieren und mit der entsprechenden Einrichtung füllen.

Die Villa wird bezogen

Um dem stachligen Freund schon mal einen Hinweis zu geben, wo er sein Winterschlafglück finden wird, sollten ab dem Spätsommer in Igelhausnähe eine Wasserschale und Futter aufgestellt werden. Von Mitte November bis März/April ist dann Schlafenszeit. Setzen Sie das Igelhaus in dieser Zeit auf keinen Fall um. Es gibt auch Tiere, die unruhiger schlafen als andere, zwischendurch aufwachen und nach Futter suchen. Eine Futterstelle in Quartiernähe wäre also vorteilhaft.

Frühjahrsputz

Im Frühjahr ist auch im Igelhaus Grossputz angesagt. Der Igel ist ein empfindliches Lebewesen. Nehmen Sie zum Reinigen nur heisses Wasser, und füllen Sie nach dem Trocknen neue Bodenstreu auf. Wenn Sie dann im Spätsommer aus Ihrem Familienurlaub in Südtirol wiederkommen, wird der stachelige Schnecken- und Insektenjäger vielleicht in Begleitung seiner Kinder über Ihre Beete ziehen. Willkommen zu Hause!

 

Oberstes Bild: © Valentin Kolesnicov – Shutterstock.com

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