Naturkosmetik und gesunde Beilage – das Gänseblümchen

Die kleinen weissen Blümchen leuchten wieder zwischen den frischgrünen Grashalmen, kaum dass der letzte Schnee geschmolzen ist. Sie wachsen so anspruchslos und zahlreich auf Wiesen und Wegrändern, man beachtet sie kaum. Dabei haben sie aufgrund ihrer Inhaltsstoffe und Vielseitigkeit wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Die kleine Pflanze ist essbar. Sie steht schon kurz nach der Schneeschmelze bis zum nächsten Wintereinbruch zur Verfügung. Besonders im Frühling sollte sie vermehrt gesammelt werden, sie unterstützt nämlich perfekt jede Frühjahrskur.

Es gibt so viele Wildpflanzen, von denen etliche unbekannt sind, und nur Kräuterkundige wissen, wie sie heissen und wofür sie verwendet werden können. Andere kennt jeder, hält sie aber oft für Unkraut. Das Margritli bildet hier eine Ausnahme. Jeder weiss seit frühester Kindheit seinen Namen und das Schicksal anderer Wildpflanzen, die als Unkraut in Gärten bekämpft werden, bleibt ihm erspart. Als Kinder haben wir für das Grossmami kleine Sträusse gepflückt und uns Blumenketten aus den Gänseblumen gebastelt. Später ging aber unser das Interesse an der herzigen Pflanze verloren.

Sie ist so weit verbreitet, dass sie ganz unterschiedliche Namen trägt. In Deutschland kennt man das Gänseblümchen unter anderem auch als Massliebchen, Sommerröschen, Himmelsblume und Tausendschön. Bei uns in der Schweiz ist es als Margritli, Müllerblüemli, Geissenblüemli und Geissemeieli bekannt. Das ist aber noch nicht alles, die verschiedenen Regionen haben nochmals eigene Namen, so heisst das Blümli im Aargau Geisgisseli, in Zürich Geissblümli, in Schaffhausen Köppesli oder in Glarus Mühleblümli.

Um 77 nach Christus verfasste der römische Schriftsteller und Historiker Gaius Plinius Secundus die Historia naturalis. Dies ist die älteste komplett erhalten gebliebene Enzyklopädie und darin wird das Gänseblümchen erstmals als Heilpflanze erwähnt. Sein Aussehen wird beschrieben und darauf hingewiesen, dass es in Verbindung mit Beifuss seine Wirkung steigern soll. Das Elsässer Manuskript nennt Anfang des 15. Jahrhunderts verschiedene Anwendungsbereiche und auch andere mittelalterliche Schriften loben seine Heilkraft. Zur damaligen Zeit wurde es von den Heilkundigen für die innere und äussere Anwendung verordnet.

Das Wissen über die Heilkraft der Gänseblumen

Die Gänseblümchen sind sehr reich an Saponinen, Bitter- und Gerbstoffen sowie ätherischen Ölen. In der Volksheilkunde schätzt man die Pflanze als wirksames Mittel bei Hauterkrankungen, Kreislaufproblemen, Schlafstörungen, Kopfweh, Leberleiden und in der Frauenheilkunde. Zudem wirken Margritli schleimlösend und fördern die Verdauung. Bei entzündeter Haut, kleinen Wunden und Blutergüssen verschaffen Umschläge und Bäder Linderung.
Die innere Anwendung kann durch Tee erfolgen, durch Aufnahme mit der Nahrung oder homöopathisch. Dafür wird eine Urtinktur aus der frischen Pflanze hergestellt.

Die Behauptung, dass man ein ganzes Jahr lang von Fieber und Zahnweh verschont bleibt, wenn man die ersten Gänseblumen im Frühling isst, ist natürlich Aberglaube. Und ob das Blümchen wirklich weiss, wie es um die Liebe einer bestimmten Person bestellt ist, ist auch anzuzweifeln. Trotzdem hat wohl jeder schon einmal die Blütenblättchen abgezupft und gehofft, dass der Abzählvers: „…er liebt mich nicht, er liebt mich…“ das vorhersagt, was so sehr ersehnt wird.


Gänseblümchen beim Aufstehen (Bild: böhringer friedrich. Wikimedia, CC)

Gänseblümchen in der Küche sind Lust für Augen und Gaumen

Für Salate eignen sich vor allem die jungen Blätter der Pflanze, welche im Geschmack an den Nüsslisalat erinnern. Knospen und halb geöffnete Blüten können als „falsche Kapern“ eingelegt werden. Die strahlend weissen Blüten dagegen werden für vielfältige Dekorationen genutzt. Dass sie essbar sind, hat wohl jedes Kind schon festgestellt, dass sie in der Küche Verwendung finden, war aber bis vor wenigen Jahren unüblich. Derzeit erleben Heilkräuter, essbare Blüten und Wildgemüse eine Renaissance, und wir können von einem Spaziergang oder aus dem Garten so manchen kleinen Schatz nach Hause bringen. Und dazu zählen natürlich die Gänseblümchen.

Der Spruch „Das Auge isst mit“ ist allgemein bekannt. Sie werden aber staunen, wie viel Freude und Appetit ein mit Gänseblümchen dekoriertes Gericht macht. Selbst kleine Salatverweigerer werden plötzlich mit Freude Rohkost essen. Aber auch ein Obstsalat sieht himmlisch aus, wenn die kleinen weissen Blüten darüber gestreut werden. Natürlich können auch Kuchen wunderschön dekoriert werden. Eine Erdbeertorte wird gerne mit einem Klecks Schlagrahm verziert. Einerseits, weil halt Rahm gut schmeckt, anderseits wegen der Optik. Sparen Sie sich doch einmal die zusätzlichen Kalorien und ungesunden Fette: Ihre Gäste werden begeistert sein, wenn auf einer frühlingshaften Kaffeetafel die saftig rote Erdbeertorte mit den Blüten des Gänseblümchens verziert worden ist!

Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Gerne verrate ich Ihnen ein paar Ideen, wie ich die Gänseblümchen zusätzlich nutze:

  • Eiswürfel kühlen nicht nur Ihre Getränke, sondern sorgen für richtig gute Laune, wenn sie kleine Blüten mit einfrieren.
  • Kräuterbutter verwöhnt den Gaumen, aber auch das Auge, wenn Sie bei der Herstellung vorsichtig Gänseblümchen unterrühren oder diese dekorativ in die weiche Butter drücken und diese dann kühl stellen.
  • Ihre selbst zusammengestellten Kräuter- und Früchtetees werden sofort zu einem Gute-Laune-Getränk, wenn den Mischungen getrocknete Blüten des Margritlis untergemischt werden. In ein originelles Glas gefüllt, ist solch eine Teemischung auch ein beliebtes und persönliches Mitbringsel.


Gänseblumen als natürliche Kosmetik

Gestern, als ich diesen Artikel fast fertig geschrieben hatte, kam eine Kollegin kurz auf einen Besuch vorbei. Als sie hörte, dass ich über Margritli schreibe, war sie ganz begeistert: Ich müsse unbedingt erwähnen, dass das Blümli ihr bei entzündeter, juckender Haut geholfen hat. Sie macht sich einen Teil ihrer Kosmetik selbst und so auch eine Salbe mit Gänseblümchen. Dazu verwendet sie:

  • Eine grosse Handvoll Gänseblumen mitsamt der Stiele und ein paar Blättern
  • 100 ml Olivenöl
  • Ein paar Tropfen Propolis-Tinktur, die sie im Reformhaus kauft
  • 10 g Bienenwachs, welches sie aus der Naturapotheke hat.

Im Olivenöl werden die Gänseblümchen erhitzt, aber unbedingt kurz vor dem Kochen vom Herd genommen. Ein paar Stunden, oder besser über Nacht, sollten sie durchziehen, bevor sie erneut erwärmt werden (nicht zu heiss), damit das nun untergerührte Bienenwachs schmelzen kann. Abschliessend noch die Propolis-Tinktur unterrühren, sofort in ein Gläsli füllen und abkühlen lassen.

Die Salbe ist mindestens ein halbes Jahr haltbar. Meine Kollegin schwört darauf und behandelt damit Ekzeme, Juckreiz und Neurodermitis. Mir ist bekannt, dass sie immer unter rauen, wunden Ellenbogen litt, und konnte mich überzeugen, dass diese verheilt sind.

Ich bedanke mich bei ihr für den wunderbaren Tipp und wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren und Geniessen der herzigen Gänseblümchen!

 

Oberstes Bild: © Alexmenk, Wikimedia, CC

author-profile-picture-150x150

Mehr zu belmedia Redaktion

belmedia hat als Verlag ein ganzes Portfolio digitaler Publikums- und Fachmagazine aus unterschiedlichsten Themenbereichen aufgebaut und entwickelt es kontinuierlich weiter. Getreu unserem Motto „am Puls der Zeit“ werden unsere Leserinnen und Leser mit den aktuellsten Nachrichten direkt aus unserer Redaktion versorgt. So ist die Leserschaft dank belmedia immer bestens informiert über Trends und aktuelles Geschehen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-14').gslider({groupid:14,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});