Basteln wie zu Hause – Café & Repair
Basteln statt Wegwerfen
Repair Cafés haben sich in Zürich und Basel bereits etabliert. Ab und an trifft man sich hier zu Kaffee und Tee und bringt dabei noch defekte Haushaltsgeräte, altes Spielzeug oder abgegriffene Bücher auf Vordermann. Die Bastelkompetenz aller Teilnehmer vereint sich bei diesen Events zu einem umfangreichen Pool an Fertigkeiten und Fähigkeiten.
An dem einen Tisch wird ein Mixer, der den ein oder anderen Jahreswechsel miterlebt hat, zu neuem Leben erweckt, am Nebentisch wird an einem alten Holzauto gebastelt, das den Enkelkindern Spass bringen soll. Ein paar Meter weiter werden Buchrücken geklebt, Laufräder repariert oder die Antennen kleiner Taschenradios werden ausgetauscht – so manches Gerät kommt hier wieder auf Touren.
Nein, hier geht es nicht um eine Reparaturwerkstatt mit abhängigen Beschäftigten, sondern um ein Stelldichein Gleichgesinnter, die nicht müde werden sich handwerklich zu betätigen. Dabei wird aber nicht nur gehämmert, geschraubt und geklebt, sondern es geht um die Pflege des persönlichen Kontakts bei einer Tasse Kaffee, die zusammen mit der gemeinsamen Beschäftigung dafür sorgt, dass die Teilnehmer im Repair Café zusammengeschweisst werden.
Das Credo der Veranstaltungen ist reparieren statt wegwerfen. Auch in Bern hat das Repair Café nun sein Debüt erlebt. Eigentlich stammt die Idee aus den Niederlanden, aber die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat sie in die Schweiz gebracht und bei den ersten Gehversuchen unterstützend gewirkt. Die Idee spricht sich schnell herum und findet viele Nachahmer, denen es lieber ist, reparaturwürdige Dinge selbst instandzusetzen statt sie schnell wegzuwerfen.
Reminiszenz an die 80er
Das erste Repair Café wurde in Bern als Auftaktveranstaltung in einer Turnhalle aufgezogen. Das Szenario erinnert an einen Trödelmarkt in der Halle. 1980er-Jahre-Musik hallt, aufgelegt von einem DJ, von einer Konzertbühne durch die Lokalität, unten gibt es auf vielen Tischen viel Werkzeug und Bastelmaterial. Zahlreiche Besucher laufen dazwischen umher, um ihre Neugierde zu stillen und um jemand zu finden, der etwas für sie repariert.
Hier und da wird gefachsimpelt, anderswo wird bei einem Kaffee gemütlich geplaudert und daneben werden die Augen gross und grösser beim Anblick eines recht alten, batteriebetriebenen Spielzeugautos, das technisch überholt werden muss.
Das erste Repair Café in Bern erinnerte an eine Ü30-Party, aber erfolgreich war der Basteltag dennoch. Er soll nicht nur in Bern, sondern auch in anderen Städten schon bald eine etablierte Grösse werden.
Engagement ist gefragt
Weniger reden, mehr tun, das ist das Motto der Stiftung für Konsumentenschutz, die nicht viel von grossen Worten hält. Das Repair Café passt perfekt in diese Philosophie und bald soll es dieses Konzept in der ganzen Schweiz geben. Gefragt sind hier die Bürger, die Engagement beweisen und die Idee am Leben erhalten sollen.
Für die Veranstaltungen werden Räume, Werkzeuge, Reparaturmaterial und Ersatzteile gebraucht, die besorgt und angeboten werden müssen. Auch die Atmosphäre muss immer neu geschaffen werden.
Dafür werden freiwillige Helfer genauso sehr wie Experten aus dem Reparaturbereich, die wissen, was sie tun, gebraucht. Letztlich ist es das freiwillige Engagement, das den Erfolg der Idee ausmacht. Also raus aus der Garage, hinaus in die Öffentlichkeit! Dabei geht es nicht um das Geldverdienen mit Reparaturen, sondern darum marktwirtschaftlichen Aspekten und der einfachen Wegwerfmentalität etwas entgegenzusetzen.
Im Repair Café wird nicht nur die Funktionalität älterer oder kaputter Stücke wiederhergestellt, sondern auch der Geldbeutel und die Umwelt werden geschont und entlastet. Dem ein oder anderen mag das nicht ins wirtschaftliche Konzept passen, Unternehmen werden von der Idee wohl kaum begeistert sein, wenn man eher repariert statt neu zu kaufen, aber den Besuchern des Repair Cafés gefällt dieser Gedanke.
Erinnerungen werden oft allein durch den Blick auf das ein oder andere Produkt von vor Jahrzehnten wieder wach, aber deren Bauart ist oft noch von einem anderen Schlag, da damals Produkte noch so gebaut wurden, dass die Technik nicht nur begeistert, sondern sich auch reparieren lässt. So landen viele Stücke wieder im Küchenschrank statt auf dem Müll. Davon profitiert nicht nur der Mensch, sondern auch die Umwelt, die durch weniger Reststoffe und produktionsbedingte Auswirkungen auch weniger belastet wird.
Eine simple Internetrecherche sagt Ihnen, wo Sie das nächste Repair Café in Ihrer Nähe finden. Oder Sie lassen sich einfach bei der Stiftung für Konsumentenschutz direkt beraten.
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