Waldmeister – Frühlingsbote mit intensivem Geschmack

Ende April, Anfang Mai beginnt der Waldmeister zu blühen. Grund genug, das Labkraut, dessen Blüten angeblich sogar dem weissen Kreuz der Schweizer Flagge als Vorbild dienten, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wissenswertes rund um das Maikraut und Ideen, was Sie ausser der leckeren Maibowle mit „Waldmännchen“ zubereiten können, finden Sie hier.

Erstmals sollen Benediktinermönche das Labkraut um das Jahr 850 erwähnt und auch kultiviert haben. Berichten zufolge hat der Kräuterpfarrer Johann Künzle beim Waldmeister einst die Kreuzform der Blüten entdeckt. Er versprach daraufhin, dass Gott die Schweizer nicht verlassen würde, solange sie das Kreuz hochhielten. Um den Waldmeister ranken sich noch weitere Geschichten; so sollte das Kraut im Mittelalter angeblich Hexen verjagen. Auch ein betörender Liebeszauber sollte mit etwas Waldmeister möglich sein.

Waldmeister vor der Blüte ernten

Waldmeister wächst vorwiegend in Laubwäldern und wird zwischen 15 und 30 Zentimeter hoch. Mit seinen weissen, kreuzförmigen Blüten können Sie ihn leicht erkennen. Wer nicht sicher ist, zerreibt einfach ein Blatt zwischen den Fingern und riecht daran. Handelt es sich um Waldmeister, entfaltet sich sofort der typische Duft. Das Maikraut blüht zwischen Ende April und Mitte Juni. Sehr gern wächst das Waldmännchen in schattigen und feuchten Regionen unter Buchen- oder Nadelwäldern. Dort breitet er sich teppichartig aus. Wenn Sie Waldmeister ernten wollen, schneiden Sie die Stängel am besten kurz über dem Boden und waschen sie vor der weiteren Zubereitung gut ab. Idealerweise pflücken Sie den Waldmeister, bevor er in voller Blüte steht.

Cumarine – in hohen Dosen schädlich

Verantwortlich für den intensiven Duft sind die enthaltenen Cumarine. Insbesondere beim Trocknen des Waldmeisters entfalten sie ihre Wirkung. Die Verwendung von Waldmeister in der Lebensmittelindustrie unterliegt bestimmten Auflagen. Die Cumarine können bei häufigem Verzehr zu Leberschäden führen oder Kopfschmerzen und Benommenheit hervorrufen. Für das Ansetzen einer Waldmeisterbowle sollten daher nicht mehr als drei Gramm frischer Waldmeister verwendet werden, das sind etwa zwei Stängel. Sonst kann nicht etwa der Genuss von zu viel Bowle, sondern auch der Waldmeister selbst für Kopfschmerzen verantwortlich sein. Auf der anderen Seite können Cumarine in geringen Dosen krampflösend wirken.

Maibowle für Ihre Gäste

Die traditionelle Maibowle kennt man seit dem 9. Jahrhundert. Das Magazin „essen & trinken“ berichtet, dass die Maibowle früher vor allem als Liebestrank diente. Wer mit dem Maikraut eine typische Maibowle zubereiten will, sollte den Waldmeister möglichst früh pflücken. Während der Blütezeit nimmt die Cumarin-Konzentration stetig zu, so dass eine frühe Verwendung vor unangenehmen Nebenwirkungen schützt. Zudem sollten Sie höchstens zwei bis drei Stängel pro Liter Flüssigkeit verwenden.

Waldmeister sollte nur kurz trocknen, über Nacht reicht aus. Binden Sie die Stängel nun zusammen und hängen Sie den Waldmeister in Weisswein, Sekt oder auch Mineralwasser, wenn es alkoholfrei zugehen soll. In einer dekorativen Glasbowle mit den passenden Gläsern wird Ihre selbst gemachte Bowle garantiert zu einem Hit!


Die traditionelle Maibowle kennt man seit dem 9. Jahrhundert. (Bild: Heike Rau / Shutterstock.com)

Waldmeister – auch getrocknet zu verwenden

Getrocknet eignet sich das Waldmännchen zur Zubereitung eines Tees. Wenn Sie das Kraut trocknen wollen, lagern Sie die Stängel am besten in einem luftdicht verschlossenen Behälter. Doch auch beim Tee gilt: Aufgrund der Cumarine nur in geringen Mengen geniessen, sonst kommt es zu Nebenwirkungen. In geringen Mengen kann das Labkraut jedoch krampflösend wirken und auch beim Einschlafen helfen. Denken Sie daran: Wenn Sie das Kraut im getrockneten Zustand verwenden, ist der Cumarin-Gehalt deutlich höher und es reicht eine kleinere Menge Waldmeister aus.



Hochprozentiges mit Waldmeister

Auch Hochprozentiges können Sie mit Waldmeister herstellen. Einige Stängel in einer Flasche Wodka oder Korn ergeben zusammen mit etwas Zucker einen leckeren Likör. Das Ganze sollten Sie mindestens vier Wochen stehen lassen und vor dem Genuss einmal sieben. Bei dem Ergebnis sollten Sie nicht enttäuscht sein: Die typische grüne Farbe, die Waldmeisterprodukte aus dem Handel haben, gibt es bei Selbstgemachtem nicht, denn die Farbe kommt nur durch den Zusatz künstlicher Farbstoffe zustande. Das satte bekannte Grün eines Wackelpuddings bekommen Sie mit selbst geerntetem Waldmeister nicht zu sehen.

Torten, Eis oder Dessert schmecken mit Waldmeister ebenfalls sehr lecker. Dazu können Sie mit einigen Stängeln Waldmeister und Zuckerwasser Ihren eigenen Sirup herstellen. Deutlich einfacher wird es, wenn Sie gekauften Sirup aus dem Handel verwenden. In diesen Fällen ist das Waldmännchen nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch ein Hit!

 Hintergründe zum Cumarin:

Zu guter Letzt noch ein kleiner Exkurs zum Thema Cumarin, das in den Medien immer wieder von sich reden macht. Vor Weihnachten wurde vor dem Genuss zu vieler Zimtplätzchen gewarnt, denn auch Zimt enthält den Duft- und Aromastoff Cumarin. Dessen schädliche Wirkung ist jedoch reversibel. In der EU gelten Höchstgehalte für Cumarin, für Zimt als Gewürz gibt es jedoch keine. Experten raten daher zu einem bedachten Umgang mit dem Gewürz.

 

Oberstes Bild: © Simone Andress / Shutterstock.com

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