Multitalent aus der Provence: Lavendel

Als wahres Multitalent überzeugt Lavendel. Ob in selbst gemachter Seife, als Tee, als aussergewöhnliches Gewürz in der Küche oder Badezusatz ist das vor allem in Südeuropa vorkommende Gewächs ideal.

Wir haben Wissenswertes rund um die wunderbar duftende Pflanze zusammengestellt, die weit mehr kann, als Motten aus dem Kleiderschrank fernzuhalten.

Ein Heilkraut mit langer Geschichte: Lavendel

Aus botanischer Sicht gehört der Lavendel zur Familie der Lippenblütler. Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Begriff „lavare“ für „waschen“ ab. Schon die Römer und die Griechen nutzten die vielseitige Pflanze vor allem zu Heilzwecken. Die Ägypter sollen sich mit dem herrlichen Duft parfümiert haben. Später pries Hildegard von Bingen den Lavendel als ideales Mittel gegen Kopfläuse, zudem ging sie davon aus, dass der Lavendelduft „unkeusche“ Gedanken vertreibe.


Aus botanischer Sicht gehört der Lavendel zur Familie der Lippenblütler. (Bild: © lola1960 – fotolia.com)

Im 16. und 17. Jahrhundert verbrannten die Menschen Lavendel, um mit dem Rauch die Cholera und die Pest zu vertreiben. Zudem glaubte man damals, das Kraut würde Dämonen verjagen. Häufig wurde das Gewächs damals auch als „Muttergottespflanze“ bezeichnet. Paracelsus machte sich die Wirkung des Lavendels zunutze und behandelte damit Herz- und Verdauungsbeschwerden. Berichten zufolge hat Königin Elisabeth I. täglich eine Tasse Lavendeltee getrunken, um ihre Migräne zu lindern. Während des Ersten Weltkriegs nutzte man das Öl zum Desinfizieren von Wunden.

Südfrankreich und die Mittelmeerländer gelten als Heimat des Lavendels, inzwischen wird die Pflanze auch in Südosteuropa und in Spanien angebaut. Weltweit gibt es rund 30 verschiedene Lavendelarten. Besonders gern wächst der Lavendel auf sehr kargen und kalkhaltigen Böden. Wunderschön anzusehen sind die herrlichen Lavendelfelder in der Provence.

Der echte Lavendel wird zwischen 20 und 60 Zentimeter hoch und bildet zahlreiche Stängel aus, die im Laufe der Zeit verholzen können. Die blau-violetten Blüten  setzen sich zu einer Art Scheinähre zusammen und bestehen aus zwei Lippen, wobei die untere etwas kürzer ist. Zur Herstellung hochwertigen ätherischen Öls werden nur die Blüten verwendet. Sie enthalten ein ätherisches Öl, das sich aus rund 150 Bestandteilen zusammensetzt. Davon sind die beiden Substanzen Linalool und Linalylacetat die wesentlichsten. Das Linaool zeichnet für den starken Duft des Krautes verantwortlich. Weitere Inhaltsstoffe des Lavendels wirken antibakteriell und krampflösend.


Südfrankreich und die Mittelmeerländer gelten als Heimat des Lavendels. (Bild: © beatrice prève – fotolia.com)

Lavendelöl: die Herstellung

Lavendelöl wird mittels Wasserdampfdestillation hergestellt. Für einen Liter Öl benötigt man etwa 30 Kilogramm Blüten, eine eigene Herstellung mittels Destillation ist also nicht sinnvoll. Du kannst jedoch einige Lavendelblüten, Stängel und Blätter in ein hochwertiges natives Öl geben und das Ganze rund vier Wochen an einem warmen und dunklen Ort ordentlich durchziehen lassen. Idealerweise schüttelst Du die Mischung von Zeit zu Zeit ein wenig. Nun giesst Du das Öl durch ein feinporiges Sieb und hast auf diese Weise Dein eigenes Lavendelöl hergestellt. Es ist deutlich geringer konzentriert als ein ätherisches Öl aus dem Handel. Um es als Badezusatz oder zur entspannenden Massage zu verwenden, ist Dein Öl jedoch bestens geeignet.


Tipp: Wenn Du immer Sommer häufig ein Opfer von Mücken wirst, kannst Du Dich mit dem Öl einreiben. Den Duft mögen die Mücken nicht und Du wirst hoffentlich deutlich seltener gestochen.

Nutzung in Kosmetikprodukten

Lavendelöl eignet sich wegen seiner entzündungshemmenden und antiseptischen Wirkung perfekt, um Hautunreinheiten oder Akne zu bekämpfen. Zahlreiche Kosmetikprodukte enthalten daher Lavendel. Wenn Du das ätherische Öl selbst anwenden willst, solltest Du es mit anderen Hautpflegeölen oder mit Wasser vermischen und nicht pur anwenden. Bei starker Akne tupfst Du einige Tropfen des verdünnten Öls regelmässig auf die betroffenen Hautstellen.

Als wirkungsvolles Mittel gegen sehr trockene Haare und Spliss ist Lavendel eine sehr gute Wahl. Spülst Du Deine Haare mit verdünntem Lavendelöl, so verleihst Du ihnen einen wunderbaren Duft. Ausserdem wirst Du bemerken, dass die Haare nach der Spülung sehr schön glänzen. Lavendel kann beim Einschlafen und bei der Muskelentspannung helfen. Wenn Du abends nicht zur Ruhe kommst, ist ein Bad mit einem Lavendelzusatz genau das Passende. Auch wenn Du nach dem Sport unter einem schlimmen Muskelkater leidest, ist ein Entspannungsbad hilfreich. Gib einfach einige Tropfen des ätherischen Öls in die Badewanne. Hast Du das Öl selbst hergestellt, ist es nicht so konzentriert, hier kannst Du etwas mehr Öl verwenden.


Lavendelöl eignet sich wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung perfekt, um Akne zu bekämpfen. (Bild: © Vladimir Gjorgiev – shutterstock.com)

Bei kleinen Narben oder Wunden wirkt Lavendel ebenfalls hervorragend, denn die entzündungshemmende Wirkung sorgt dafür, dass Wunden nicht nur schneller abheilen, sondern auch Narben deutlich besser verheilen. Bei einer Verbrennung können einige Tropfen Lavendelöl auf ein sauberes Tuch geträufelt die ersten Schmerzen effektiv lindern. Bei Kopfschmerzen massierst Du einfach die Schläfen und die Stirn mit ein wenig Öl. Im Handel gibt es spezielle Augenkissen, die mit Lavendel gefüllt sind und sehr entspannend wirken – probier es selbst einmal aus, es hilft!

Doch Lavendel wirkt nicht nur äusserlich: Innerlich angewendet kann das Kraut ebenfalls zur Beruhigung dienen. Um einen Lavendeltee zuzubereiten, wird ein Esslöffel Lavendelblüten oder Lavendelblätter mit kochendem Wasser übergossen. Experten raten, den Tee zwischen sieben und zehn Minuten ziehen zu lassen, so kann er seine Wirkung am besten entfalten.

Ein extravagantes Küchengewürz

Doch nicht nur als Heil- und Kosmetikprodukt ist Lavendel ein Hit: Ganz aussergewöhnlich schmeckt Lavendel als Gewürz in der Küche. Du kannst nicht nur die Blüten, sondern auch feine Stängel und Blätter zum Würzen verwenden – so ähnlich, als würdest Du mit Thymian oder Rosmarin würzen. Wenn Du provenzalische Gerichte magst, hast Du vielleicht schon einmal Kräuter der Provence verwendet – in dieser Würzmischung ist auch Lavendel enthalten. Fleischgerichten, Hähnchen oder Eintöpfen gibt Lavendel einen ganz besonderen Geschmack. In Frankreich verwendet man ihn auch zum Backen, im Handel gibt es Lavendelhonig oder einen besonderen Sirup, den Du zum Süssen Deines Backwerks nutzen kannst. Desserts verleihst Du mit Lavendel eine besonders extravagante Note.



Wenn Du jetzt auf den Geschmack gekommen bist, probier es doch einfach einmal aus – als Kübelpflanze auf dem Balkon oder im Garten macht sich der Lavendel hervorragend. Und die ersten Blüten und Stängel kannst Du gleich verwenden, um die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Lavendels zu testen.

 

Oberstes Bild: © Jag_cz – fotolia.com

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